Potosí oder Sucre, wir waren unschlüssig, als wir in Uyuni das Busticket kauften. Wir erkundigten uns bei den Busgesellschaften nach dem Preis für die Fahrt nach Potosí und Sucre. Potosí gab es für 30 Bolivianos, Sucre für 60. Als uns Sophie, eine der zwei Belgierinnen, die mit uns die Uyuni Tour gemacht haben, mitteilte, dass sie für die Fahrt von Potosí nach Sucre bloss 18 Bolivianos bezahlt hatten, machten wir uns erneut auf, die Billetdame zu befragen. Diese war felsenfest davon überzeugt, dass die Fahrt von Uyuni nach Sucre 60 kostet und nie im Leben günstiger zu haben sei. Darauf beschlossen wir, erst mal nach Potosí zu fahren und dort zu schauen, ob wir direkt weiter fahren oder noch etwas bleiben.
Potosí beeindruckte uns vor allem mit vielen zusammengebastelten Hütten, die auf die Hügel geklebt zu sein scheinen. Bei der Durchfahrt zum Bus Terminal erhaschten wir auch keine architektonischen Leckerbissen, die uns zum Bleiben hätten verlocken mögen. Deshalb fragten wir den Fahrer des Buses, auf den die Passagiere aus Uyuni umstiegen, um nach Sucre zu gelangen, ob er noch zwei Plätze frei habe. Er schrie kurzerhand ein Fenster im ersten Stock des Terminals an, wie sein Bus denn ausgelastet sei und wie viel die Fahrt kosten würde. Kurz darauf streckte sich ein Kopf durch das Fenster und schrie die Infos zurück. So geht Bus buchen auf Bolivianisch. Für 20 Bolivianos bestiegen wir den Bus nach Sucre und hatten damit 10 Bolis gespart im Vergleich zum Preis in Uyuni. Von wegen das geht nicht günstiger, dini Mueter!
Wir lernen, es geht immer günstiger, aber vielleicht nicht einfacher. Apropos günstiger: Einige Mitreisende haben ihre Busfahrt von Uyuni nach Sucre im Hotel gebucht. Diese haben kurzerhand 80 Bolis für dieselbe Fahrt hingeblättert. Wir lernen: Es lohnt sich, wenn man genügend Zeit hat und etwas Spanisch spricht, selbst im Terminal oder beim Büro der jeweiligen Busgesellschaft vorbei zu gehen und die Tickets dort zu buchen.
Die Fahrt von Potosí nach Sucre führte durch ein wunderschönes Hochplateau, in dem wir gerne etwas verweilt hätten. So spürten wir mal wieder die Nachteile, die entstehen, wenn man keinen eigenen fahrbaren Untersatz hat.
In Sucre angekommen, wollten wir mit dem Taxi zum Hostel 7 Patas fahren. Der Taxifahrer entschied, dass er ja noch zwei weitere Personen einladen könnte und flux, waren da noch zwei weitere Passagiere angeheuert worden. Zum Glück waren es unsere deutschen Bussitznachbarn. Merke, wer das Taxi für sich haben will muss erstens explizit darauf bestehen und zweitens unter Umständen einen höheren Preis in Kauf nehmen.
Am nächsten Tag informierten wir uns, was man um Sucre herum so für Ausflugsmöglichkeiten hat. Dabei stellte sich heraus, dass die Bolivianer schnell gelernt haben, dass sich mit Tourismus viel Geld verdienen lässt. Die einzige Tour, die wir auch ohne Gruppe hätten machen können, führte zu den Siete Cascadas. Leider scheint es weiterhin so zu sein, dass Touristen dort ausgeraubt werden. Wir beschlossen nicht hin zu gehen, zumal auch die Tourveranstalter im Moment nicht dorthin gehen und dringend davon abraten.
Wir entschieden uns schliesslich für eine Tour zum Maragua Krater mit Condortrekkers, einer gemeinnützigen Organisation, die ihren Gewinn in die Gemeinden rund um Sucre investiert.
Bald stellte sich heraus, dass unsere französisch sprechenden Freunde, mit denen wir schon die Uyuni Tour gemacht hatten, auch mit von der Partie sein würden.
Der erste Teil des Trekkings bestand darin, einen alten Inka Pfad hinunter ins nächste Tal zu wandern. Easy as Cake! Aber dann kam der Aufstieg in den Krater. Wir waren zwar nur auf ca. 2500 Meter und mussten auf etwas mehr als 3000 Meter aufsteigen, aber der geringere Sauerstoffgehalt machte sich bemerkbar. Hinzu kam, dass beim Aufstieg Rojelio, der erfahrenere Guide den Lead an Favio übergab. Dieser Schritt in seinem Hochlandlungentempo den Pfad empor. Wir mit unseren Flachlandlungen kamen da ganz schön ins Hecheln. Dafür wurde alle 15-30 Minuten eine Pause eingelegt, was auch nicht half einen Rhythmus zu finden. Kurz, Favio sollte mal ein J+S Modul Bergtrekking besuchen!
Der Maragua Krater ist nicht, wie der Name vermuten lassen könnte, vulkanischer Natur. Viel mehr sind es Gesteinsplatten, die durch Erdbewegungen zu einem Krater zusammen gestossen wurden. Im Krater befinden sich zwei kleine Gemeinden und eine Schule.
Unsere Unterkunft für die Nacht befand sich in einigen neu gebauten Steinhäuschen neben dem Fussballplatz des Dorfes. In Bolivien gibt es kein Dorf ohne Fussballplatz, der scheint noch wichtiger zu sein, als die Kirche.
In der Nacht konnten wir dank dem klaren Himmel und dem spät aufgehenden Mond ungehindert die Sterne beobachten. Die Milchstrasse war extrem gut sichtbar und entlockte uns viele Aahs und Oohs.
Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Heimweg. Bei einem Fotohalt wurden wir von aggressiven Bienen angefallen, was dazu führte, dass einige in der Gruppe in Panik ausbrachen. Das wäre nur halb so schlimm gewesen, wenn der Fotohalt auf ebenem Gelände stattgefunden hätte. Stattdessen haben wir uns alle auf einem Felsvorsprung gruppiert, hinter dem es gute 100 Meter in die Tiefe ging. Glücklicherweise überstanden wir die Attacke ohne schlimmere Folgen.
Zurück in Sucre mussten wir uns ein neues Hostel suchen, da wir am nächsten Tag nach Cochabamba fahren wollten und 7 Patas nur für mindestens zwei Nächte gebucht werden konnte. Wir quartierten und im Kultur Berlin ein, wo schon Aless und Sophie, die zwei Belgierinnen, eingecheckt hatten. Schnell stellten wir fest, dass dieses Hostel eine Hochburg deutsch sprechender Backpacker ist. Muss wohl am Namen liegen.