Puerto Madryn – Oder Pläne sind zum Ändern da

Nachdem wir in La Cumbre endlich unsere Flügel ausbreiten und uns damit in die Lüfte schwingen konnten, fuhren wir zurück nach Córdoba. Von dort wollten wir mit dem Flieger nach El Calafate gelangen. Die Flüge wurden so kurzfristig online für ca. 350.- Dollar angeboten. Bei Aerolineas Argentinas fanden wir denselben Flug für etwa die Hälfte. Schlaue Füchse, die wir sind, zack zum Reisebüro marschiert. Den guten Wechselkurs des Schwarzmarktes im Hinterkopf, wollten wir die Flüge bar bezahlen. Was für ein Schnäppchen!
Die Dame im Reisebüro griff auch ganz schnell zum Telefon und rief bei Aerolineas an. “ Si, dos extranjeros, para mañana. Si“ und dann schrieb sie eine Zahl jenseits von 400.- Dollar aufs Blatt. Gemäss unserer Online Recherche entsprach das dem Preis von zwei Flügen. Wir waren innerlich schon am Jubeln, als sie trocken meinte: “ Es para persona“, wie jetzt, gehts noch? Pro Person?! Erklärend fügte sie hinzu, dass Argentinier auf Inlandflügen nur die Hälfte zahlen würden.
Nun gut, 400 pro Person war dann doch etwas viel für unser Budget.
So kam es, dass wir zum Busterminal gingen und uns zwei Tickets für die 21 Stunden Fahrt nach Puerto Madryn kauften. Schliesslich fährt kein direkter Bus nach El Calafate und so etwas wie Anschlussbillete kennen die hier nicht.

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Ein Sonnenuntergang, wie kein anderer: Weil wir unterwegs nach Süden waren, und die Tage dort länger sind als im Norden, konnten wir dem Schauspiel eine halbe Stunde zuschauen.
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Unterhaltungsprogramm im Bus von Andesmar: Bingo spielen. Der Gewinner bekam eine Flasche Wein.

In Puerto Madryn, einem nicht sonderlich sehenswerten Küstenstädtchen, quartierten wir uns im Hostel El Retorno ein. Die Madame war zwar sehr hilfsbereit aber immer gestresst. Schliesslich führte sie das Hostel zusammen mit ihrem Mann und einem Nachtportier alleine.

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Muschelfriedhof am Strand von Puerto Madryn

Die Aktivitäten, die man um Puerto Madryn herum machen kann, sind allesamt sehr teuer. Der Besuch der Peninsula Valdes, einer grossen Engehalbinsel, die als Naturreservat geschützt ist, kostet bereits 580.- A$ wenn man dann noch mit dem Boot aufs Meer will, um die Wale zu sehen, schlägt das noch einmal mit 650.- A$ zu Buche. Der Eintritt zur Peninsula ist dagegen mit 180.- A$ ein Schnäppchen.
Schnorcheln mit den Seelöwen macht 1000.- A$ und Kayak fahren mit den Seelöwen gibt es für 650.- A$.
Wir entscheiden uns dann kurzerhand fürs Kayak, da wir uns davon das beste Erlebnis zu einem angemessenen Preis versprachen.

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In der Ferne sieht man Puerto Madryn 😉

Der Ausflug war auch wirklich gelungen. Wir waren nur vier Personen plus Guide, die am nächsten Morgen zur Seelöwenbucht paddelten. Dank unserer Aareböötlierfahrung gewöhnten wir uns schnell ans Paddeln im Doppelkayak. Unsere Kollegas hatten da schon mehr Mühe und rammten einige Male unkontrolliert die Uferböschung, bis sie den Dreh endlich raus hatten.
Die Seelöwen entpuppten sich als ziemlich quirlige und neugierige Gesellen und planschten emsig um unsere Kayaks herum.

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Kayakidylle
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Neugierige Kerlchen!

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Seelöwen Synchronschwimen
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Hau Ruck!

Guten Mutes gingen wir am nächsten Tag zum Busbahnhof und wollten unser Ticket nach El Calafate kaufen. Nix da, wird nicht angeboten, wir sollen nach Rio Gallegos fahren, sagt der Herr am Schalter. Dort gäbe es dann schon Busse nach Calafate.

Beim Betrachten der Landkarte stellte sich für uns dann schnell einmal klar, dass wir uns von Rio Gallegos aus den Weg nach El Calafate sparen können und direkt nach Puerto Natales fahren könnten. So kam es dann, dass wir über Nacht von Puerto Madryn nach Rio Gallegos fuhren, dort den nächsten Bus (nur 5 Stunden Wartezeit) nach Puerto Natales bestiegen und nach ca. 28 Stunden Transfer unser Zimmer im Casa Teresa bezogen.

La Cumbre

Im Übernachtbus nach Cordoba wollten wir eigentlich schlafen, was uns durch die Kids um uns herum verunmöglicht wurde. Wenn die einen endlich still waren, kicherten die anderen ununterbrochen. Entsprechend müde kamen wir um 8 Uhr morgens im Hotel an. Glücklicherweise konnten wir unser Zimmer sofort beziehen und einige Stunden Schlaf nachholen. Den Nachmittag und Abend verbrachten wir dann auf Entdeckungstour durch die Studentenstadt. Wenn man auf Kirchenbesichtigungen und Kolonialbauten steht, ist Cordoba die perfekte Destination. Der grosse Park konnte uns nicht so überzeugen weil er ziemlich heruntergekommen ist. Am Abend fanden wir ein kleines Parilla Restaurant an einem mit Bäumen bewachsenen Platz, wo wir draussen sitzend erstaunlich gutes und sehr günstiges Essen in gemütlicher Atmosphäre genossen.

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schnatter schnatter…
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Das Stadtbild von Cordoba ist geprägt von Barrocken Häusern, Statuen und Kirchen
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Der blaue Himmel in dieser Kirche erzeugt eine mystische Stimmung
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links gibt es extra keine Turmspitze. Das soll die Fehlerhaftigkeit des menschlichen Seins verbildlichen.

 

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Leckeres Essen und tolle Ambiance

Uns gefiel Cordoba trotzdem nur mässig, aber wir wollten sowieso weiter nach La Cumbre, um endlich in die Luft zu kommen. Nach einer kurzen Busfahrt von nur 4 Stunden kamen wir nachmittags dort an und stellten fest, dass an diesem Tag der perfekte Flugtag gewesen wäre, aber jetzt der Wind schon zu stark war. Dafür war er gerade richtig um bei Andy Hediger auf dem Flugplatzareal Kitebuggy zu fahren. Auch eine ganz lustige Angelegenheit.

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Kitebuggy fahren macht Spass!

Während wir die nächsten Tage auf besseres Wetter warteten, machten wir es uns im Fliegerhostel gemütlich und verbrachten die Zeit mit Wanderungen in den Hügeln um La Cumbre, Groundhandling, Fachsimpeln bei Asado, dem argentinischen Pendant zur Grillparty und Rotwein mit den anderen Piloten. La Cumbre ist nahe den grossen Weinregionen Argentiniens und so ist der Wein gut und günstig. Allgemein ist es so,  dass in Argentinien die Weinabteilung in kleineren Läden schon mal einen Viertel aller Regale einnehmen kann.

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Die Cristo Statue thront auf einem Hügel oberhalb von La Cumbre…
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und hat jeden Abend eine tolle Aussicht auf den Sonnenuntergang
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Dieser Stausee sichert die Wasserversorgung von La Cumbre
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Starkwind-Groundhandling

Einen Tag verbrachten wir im eine Stunde entfernten Capilla del Monte wo anscheinend regelmässig Ufos gesichtet werden. Dies schlägt sich auch in der Tourismusindustrie nieder. Überall werden Alien Figuren und andere „Ausserirdische“ Dinge angepriesen.

Dann kam endlich der Moment, wo Flugwetter herrschte und alle Piloten sich am Startplatz versammelten. Leider durften wir uns schon kurz nach dem Start den schönen Landeplatz am Rande des Rio Pinto von Nahem ansehen. Andere konnten sich knapp halten und der Tag wurde später auch noch thermisch besser, aber wir genossen erst mal ein Bad im Fluss, um uns abzukühlen. Der nächste Tag wurde besser und wir hatten dazu schon Erfahrung mit dem Spot, so dass uns ein langer Flug gelang.

Speziell am Startplatz Cuchi Corral ist, dass er am Rande einer Hochebene liegt und man nach dem Start und dem Aufdrehen über dieser Ebene „Flachland-“ fliegt. Der Landeplatz lag also höher als der Startplatz und gleich neben La Cumbre. So war es nur ein kurzer Spaziergang für uns zu Burger und Landebier.

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Fahrt zum Startplatz mit Stil
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Startplatz Cuchi Corall
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Hoch über La Cumbre

Buenos Aires

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Frisch gelandet, aber ziemlich K.O.

Als wir nach unserem Nachtflug von Miami wenig erholt und noch ziemlich schläfrig durch den Flughafen von Buenos Aires stolpern wollen wir eigentlich nur möglichst schnell ins Hostel.
Unser Budget verbietet uns aber ein Taxi zu nehmen. Also auf zur Busstation, wo uns nach Ankunft des richtigen Busses mit Hand und Fuss und etwas Spanisch erklärt wird, dass man im Bus nur mit Moneda, also Münzen bezahlen kann. Zurück im Flughafen wird uns klar gemacht, dass es in Argentinien quasi keine Münzen gibt. Unsere einzige Chance sei eine sogenannte SUBE Card, eine Prepaidkarte, welche im Bus einfach an den Automaten gehalten wird, wo dann die 3,5 Pesos für eine Fahrt abgezogen werden. Leider reichen unsere Spanischkentnisse nicht aus um zu verstehen wo wir so eine Karte erhalten können und so tun wir uns mit einem Chilenen zusammen und teilen uns die Kosten für ein Taxi in die Stadt. Die Kosten von 130 Pesos (ca. 13 CHF) pro Person sind gerade noch erträglich und ersparen uns 2 Stunden Fahrt.

Den Rest des Tages schlendern wir auf Entdeckungstour durch die Strassen rund um unser Hostel Portal del Sur. Wir stellen fest, dass die SUBE Karten an jedem Kiosk erhältlich sind, auch im Flughafen

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I bi DER Gummiboum…

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Ausserdem gehen wir noch Geld wechseln. Argentinien hat seit einiger Zeit finanzielle Probleme, was sich darin zeigt, dass die Währung sehr schnell an Wert verliert. Um eine Währungsflucht zu verhindern ist es Argentiniern nur möglich Ausländische Währungen zu beziehen, wenn sie nachweislich in die Ferien reisen. Deshalb sind viele Argentinier dazu bereit, mehr als den Staatlich festgesetzten Wechselkurs zu bezahlen, um ihr Geld in einer stabilen Fremdwährung zu parken. Wir haben in Miami noch einiges an US$ bezogen, welche wir nun auf dem Schwarzmarkt zu einem vorteilhaften Wechselkurs umtauschen wollen. Tatsächlich hören wir, kaum sind wir in die Avenida Florida eingebogen, aus jeder Ecke „Cambio, Cambio“ und lassen uns von einem Strohmann in einen Hauseingang führen, wo ein anderer Mann uns 100 US$ zu einem Kurs von 13 Pesos pro $ wechselt. Der offizielle Kurs liegt bei 8.5. Nach Inspektion der erhaltenen Banknoten gehen wir glücklich unseres Weges, zufrieden dass alles perfekt funktioniert hat. Wichtig beim inoffiziellen Geldwechsel ist, dass man nicht mehr als 200$ gleichzeitig wechselt, um nicht auf dem Rückweg überfallen zu werden und dass man sich vorher informiert, wie man gefälschte Banknoten erkennt. Die überall präsenten Polizisten interessieren sich übrigens überhaupt nicht für das illegale Geschäft, welches sich vor ihren Nasen abspielt.

Den Abend verbringen wir auf der Wunderschönen Dachterrasse des Hostels bei einigen Bier mit den anderen Gästen. An die grossen Literflaschen  gewöhnt man sich schnell.

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Abendstimmung auf der Dachterrasse unseres Hostels

Hier wird uns auch vom Überfall auf ein israelisches Mädchen am Morgen erzählt. Zwei Strassen von Hostel entfernt wurde sie mit dem Messer bedroht und alle ihre Wertsachen gestohlen. Wir schätzen uns glücklich, dass uns nicht passiert ist und nehmen von nun an nur noch das nötigste mit wenn wir durch die Strassen ziehen.

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Buenos Aires Law Scool. Ein wirklich erschlagendes Gebäude.
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Puente de la Mujer: Spannt den Bogen zwischen modernen Wolkenkratzern und alten Hafenanlagen

Die nächsten Tage nutzen wir unsere neu erstandene SUBE card um mit dem Bus und zu Fuss die Stadt zu erkunden. Hier gefällt es uns gut und wir entdecken viele schöne Plätze. In einem Park mit vielen schattenspendenden Bäumen können wir beobachten wie sportlich die Porteños sind. Zu hunderten laufen sie auf dem extra dafür angelegten Weg um den Park oder schwitzen im Outdoor Fitnesscenter. Die heissen Mittagsstunden verbringen wir im Schatten oder im Kino, viel zu heiss ist es um sich zu bewegen. Wenn die Sonne dann etwas tiefer steht bewegen wir uns durch den eindrücklichen Friedhof immer im Schatten der grossen Gruften, oder durch den Hafen wo Moderne Hochhäuser neben alten Hafenkränen und Bachsteingebäuden in den Himmel ragen. Hier wird deutlich, was Buenos Aires ihren Charme gibt. Die Mischung aus alt und neu gelingt sehr gut und gibt der Stadt Charakter.

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Marmorgräber im Friedhof La Recoletta
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Da hat sich jemand ein grosses Denkmal gesetzt
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Marktgetümmel am Sonntag
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Im Spiegel der Moderne

Man könnte lange Zeit hier verbringen und die Stadt besser kennen lernen, uns zieht es aber weiter nach La Cumbre, wo wir hoffen endlich zum Fliegen zu kommen. Nach einer lustigen gratis Spanischlektion im Hotel begeben wir uns zum Busbahnhof um die 12h Fahrt nach Cordoba in Angriff zu nehmen