Lima

Mit dem günstigen Bus von Soyuz von Paracas kommend, erreichten wir Lima abends im Dunkeln. Während die teuren Touristenbusse im Reichenviertel Miraflores anhalten, sind die Terminals der günstigen Busgesellschaften alle im Stadtteil La Victoria. Ein Quartier das von Reiseführern als eines der gefährlichsten Limas beschrieben wird. Direkt auf dem Gelände des Terminals nahmen wir uns ein Taxi das einigermassen offiziell aussah und liessen uns nach Miraflores fahren. Im Internet hatten wir vorher abgecheckt wo sich günstige Hostels finden lassen, aber die Preise dort schienen sich über Nacht vervielfacht zu haben. Um die Ecke fanden wir dann doch noch ein akzeptables Bett im Dorm für 25 Soles (9 US$).

Martin hatte schon einige Leute kennengelernt beim Startplatz von Miraflores mit denen wir am nächsten Morgen mit fahren konnten zum Fluggebiet Pachacamac etwas ausserhalb Limas. Leider hatten sie dann aber doch nicht genug Platz für alle, aber das Taxi kostete nicht allzu viel und einer der lokalen Piloten fuhr mit uns mit, um dem Taxifahrer den Weg zu weisen. Die 200 Höhenmeter zum Startplatz waren zu Fuss schnell zurückgelegt. In Pachacamac fliegt man in einer Mischung von thermischen und dynamischen Aufwinden. Wenn man genug hoch war um zum nächsten Hang zu queren war sogar ein mini Streckenflug möglich. Nach der Landung lernten wir David, einen lokalen Piloten kennen. Er hatte Platz im Auto um uns alle drei mit zurück nach Lima zu fahren. Beim Startplatz in Miraflores lud er uns aus. Der Wind war gut, viele Piloten schon in der Luft. Nach dem Registrieren inklusive zeigen der Lizenz (das erste Mal in meiner Kariere wo ich meinen Ausweis zeigen musste) und einer Einweisung in die lokalen Regeln und Besonderheiten ging es auch schon los. Nach dem Start flogen wir die Küste entlang zum Leuchtturm und in die andere Richtung bis zum Marriott Hotel. Die Aussicht über die Stadt war wirklich toll. Innert kürzester Zeit drehte dann plötzlich der Wind auf Süd. Nur wer das Glück hatte in der Nähe des Leuchtturms zu fliegen konnte sich noch halten. Weniger glückliche mussten sich einen Landeplatz an teils sehr schmalen Strandabschnitten suchen.

Lima war die letzte Station unserer Südamerika Reise. Die Zeit war extrem schnell vergangen und es hätte noch viel zu sehen gegeben. Den ganzen Norden von Peru hatten wir nicht gesehen. Wir wollten aber in den letzten Tagen nicht von Ort zu Ort hetzen und blieben in Lima. Dabei waren wir meist in Miraflores und nahmen es eher gemütlich. Einmal mussten wir unseren Laptop zum zweiten Mal reparieren lassen, weil die Leute in Bolivien gepfuscht hatten und er erneut nicht mehr funktionierte. Im Mercado Polvos Azules fanden wir in einem kleinen Kabäuschen einen Typen, der das Gerät komplett demontierte und das Mainboard untersuchte, bis er einen defekten Transistor fand. Nachdem er den ausgetauscht hatte war alles wieder in Ordnung. In einer kurzen Pause von meinem Auftrag reparierte er noch das Objektiv einer Kompaktkamera eines anderen Kunden. Ich war ziemlich beeindruckt! In der Schweiz wären beide Geräte direkt in den Müll gewandert.
Auf den Märkten war auch das Essen verhältnismässig günstig und wir genossen noch das eine oder andere Mal ein Ceviche und gegrillte Meeresfrüchte.
Die Nachmittage verbrachten wir oft am Startplatz an der Küste und warteten auf verlässlichen Wind zum Fliegen. Die Verhältnisse waren eher schwach, aber im Ganzen konnten wir immerhin an vier Tagen fliegen.
Am Sonntag vor unserer Abreise nahmen wir noch am Wings for Life World Run teil. Das Rennen findet an vielen Orten auf der Welt gleichzeitig statt und die Startgebühren werden vollumfänglich für die Wirbelsäulenforschung gespendet. In Lima war der Start um 6 Uhr morgens. Es gibt keine fixe Ziellinie, sondern ein Zielfahrzeug startet 30 Minuten nach den Läufern und fährt mit einer konstanten Geschwindigkeit von 20km/h bis es einen einholt. Da wir ausser einem längeren Trekking nicht trainiert hatten, waren wir nicht sicher, ob wir die ambitionierten Strecken, die wir uns vorgenommen hatten, schaffen würden. Trotzdem erreichten wir immerhin 11,5 km und 14,5 km, je 500 Meter weniger als wir uns vorgenommen hatten, womit wir ganz zufrieden waren. Allerdings konnten wir danach tagelang kaum mehr laufen vor lauter Muskelkater.

Viel zu bald kam dann unser letzter Tag in Südamerika. Die Rucksäcke waren gepackt, das Taxi zum Flughafen bestellt. Fünfeinhalb Monate waren wir hier unterwegs, tausende Kilometer und unzählige Stunden Busreise hatten wir erlebt. Viele wunderbare Orte haben wir entdeckt und doch wäre da noch so viel mehr gewesen. Jetzt geht es aber zuerst nach Barcelona und danach vier Monate mit dem Auto quer durch Europa. Wir freuen uns, unsere Freunde und Familie wiederzusehen, haben aber vom Reisen noch lange nicht genug! Ihr könnt euch noch auf viele weitere Berichte von uns freuen!