In Santiago de Chile sind wir wieder einmal eingeladen. Ein nettes Paar mit denen ich im Hostel in Pucon ein paar Minuten geredet habe schlug spontan vor, dass wir einige Tage in ihrem Haus nächtigen könnten. Luana und Juan-Carlos (er betont gerne, er heisse gleich wie der spanische König, spielt Tennis und ist grosser Fan von Roger Federer) sind um die 50 Jahre alt und ihre Kinder sind alle schon ausgeflogen. Sie hätten also reichlich Platz betonte Luana und gab mir ihre Adresse und Telefonnummer.
Jetzt, eine Woche später kommen wir in Santiago an. Begleite uns auf unserem ersten Tag in Chiles Hauptstadt.
Ich öffne die Augen und brauche ein paar Sekunden, um mich zu erinnern, wo ich bin.
Ach ja, im Bus nach Santiago. Das Licht ist an, wir werden wohl bald da sein. Draussen ist es noch dunkel. Ich schaue auf die Uhr. Kurz vor 5 Uhr morgens. Pünktlich. Diesmal wäre mir eine Verspätung nur recht gewesen. Obwohl die Fahrt neun Stunden gedauert hat, habe ich nicht viel geschlafen. Der Bus hält am Terminal an. Wir schnappen uns unsere Rucksäcke und setzen uns im noch dunkeln Terminal an einen Tisch vor einer Heladeria. Wir können unmöglich unsere Gastgeber so früh morgens überfallen. Ausserdem fährt die U-Bahn noch gar nicht.
Langsam kommt Leben in die Busstation. Wir holen uns Kaffee und Medialunas, ein Süssgebäck das an Croissants erinnert und doch ganz anders ist. Um 7 Uhr machen wir uns auf die Suche nach der nächsten U-Bahn Station und nehmen die Linie 1 bis zur Endstation „Los Dominicos“. Dort muss ich erst mal Google Maps bemühen um die 500 Meter entfernte Adresse zu finden. Dann stehen wir etwas verloren an einer Strassenecke. Google weiss mal wieder, wie so oft in Südamerika, nicht wo die Hausnummer genau ist. Wir auch nicht, da die Hausnummern hinter all den grossen (Elektrischen) Zäunen nicht ersichtlich sind. Ich rufe an, Luana streckt den Kopf aus dem Fenster, sieht uns und macht uns das Tor auf. Wir waren uns vorgängig nicht so sicher was wir von dieser sehr spontanen Einladung erwarten sollten, aber die nun folgende herzliche Begrüssung lässt unsere Zweifel schnell verfliegen.
Die beiden zeigen uns ihr Haus und unser Zimmer und erklären uns, wir könnten so lange bleiben wie wir wollen. Dann lassen sie uns in Ruhe auspacken und noch einige Stunden schlafen. Als wir danach erholt aufstehen und unsere Gehirne wieder fähig sind spanisch zu verstehen und zu sprechen, machen die beiden mit uns in Juan-Carlos‘ schickem BMW eine kleine Führung durch die Vororte und Hügel rund um Santiago.
Santiago hat einen hohen Lebensstandard und auch hohe Lebenskosten, was einem klar wird, wenn man die Millionenschweren Villen in den Hügeln sieht. Wir wollten uns diese dann näher anschauen, aber keine Chance schon einige Kilometer entfernt steht ein Wärterhäuschen, wo wir aufgehalten werden. Ganze Landstriche sind hier privat. Wir kennen das ja schon von anderen Orten. Wieder zuhause geniessen wir Almuerzo – Lunch – und lassen uns von Juan-Carlos auf der Karte die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt zeigen.
Dann machen wir uns auf den Weg den Stadtkern von Santiago de Chile zu Fuss zu entdecken. Das bedeutet zuerst wieder 20 Minuten in der heissen Metro Linie 1 fahren bis zur Station Santa Lucia wo die Bibliotheca National de Chile mit ihren eindrücklichen Säulen steht. Von dort laufen wir zur Kirche San Francisco. Hinter der Kirche beginnt ein schönes Quartier mit alten Häusern und Strassen aus Kopfsteinpflaster. Durch dieses Quartier laufen wir zum Cerro Santa Lucia, einem kleinen Hügel mitten in der Stadt. Diese grüne Oase besteigen wir und kommen oben in das Castello Hidalgo. Der Kontrast von grünen, alten Bäumen und neuen, glänzenden Hochhäusern lädt zum Fotografieren ein. Dann steigen wir wieder ab in die heissen Häuserschluchten. Bevor wir weiter zur Plaza des Armas gehen, gönnen wir uns in einem Café eine Erfrischung. In der Ursprünglichen Planung der Stadt im Jahre 1541 wurde die Plaza des Armas als Mittelpunkt und Versammlungsplatz eingeplant. Jetzt sind wir mitten in der Einkaufsmeile wo sich Einheimische und Touristen aneinander vorbei zwängen. Viel zu viel Volk für uns, aber das ist der direkte Weg zum Mercado Central, wo wir vor allem die reichhaltigen Auslagen der Fischverkäufer bewundern. Vom Mercado Central ist es nicht mehr weit bis zum alten, stillgelegten Bahnhof. Die Gleise sind schon lange weg und der grosse, leere Raum wird für Ausstellungen und andere Events benutzt.
Es gäbe natürlich noch viel mehr zu sehen in Santiago, wir haben jetzt aber genug von der Hitze in der Stadt und machen uns auf zu einer Abend-Soaring Session im stadtnahen Fluggebiet „Black Park“. Erst um 23 Uhr sind wir wieder zurück und fallen müde ins Bett. Das war wirklich ein langer Tag.