Pucon – schlafende Vulkane sollte man ruhen lassen

In Pucon fanden wir ein cooles Hostel. Die Ethnico Eco Lodge liegt in einer alten Abtei und hat einen riesigen Garten mit Pool. Hier wird sehr viel Wert auf Recycling und Abfalltrennung gelegt. Das erste Mal, dass wir in Südamerika so was sehen. Uns gefällt’s! Beim Einchecken wurden wir auf Schweizerdeutsch begrüsst. Rebecca wohnt mit ihrem Mann Pancho seit einem Jahr in Pucon und arbeitet im Hostel. Er ist Bergführer und bringt die Touristen auf den aktiven Vulkan Villarrica, welcher gleich neben Pucon liegt. Während es um Pucon viele Attraktionen wie heisse Quellen, Mountainbiking, Rafting, Partys, den Huerquehue Nationalpark, Cannyoning usw. gibt, ist dieser Vulkan der Hauptgrund, um Pucon zu besuchen. Neben der Tatsache dass er aktiv ist und oben aus dem Krater Rauch aufsteig,t ist er auch relativ einfach zu erklimmen. Die ersten 300 Höhenmeter kann man einen Sessellift nehmen, wenn man will, und dann sind es nur noch 1000 Höhenmeter zum Gipfel. Ein besonderes Highlight für die Touristen ist die Art des Abstiegs. Dieser erfolgt auf einem kleinen Tellerschlitten durch in den Schnee gegrabene Rinnen. Wie ihr euch denken könnt hatten wir aber eine andere Idee, wie wir runterkommen. Und zwar fliegend, am liebsten direkt bis zum Strand von Pucon.

So viel zum Plan, dann holte uns aber Eli’s lange verschleppte Bronchitis ein. Seit Wochen war sie am Husten und weil wir uns nie lange genug still hielten, konnte sie sich nie ganz erholen. Also verschrieb sie sich selbst einige Tage Bettruhe. Ich versorgte sie währenddessen mit Tee und Essen. Die restliche Zeit verbrachte ich im Garten des Hostels mit den anderen Gästen oder machte mich auf, Pucon zu entdecken. Neben Backpackern wohnen im Hostel auch einige Guides und andere, die in Pucon arbeiten. Das ergibt eine gute Mischung von neuen und alten Gesichtern. Am Abend sass man im Garten zusammen und es wurde Gitarre gespielt und gesungen.

An einem der ersten Tage nahm ich an einer Walking Tour teil, die einen guten Überblick über die Umgebung und auch die Geschichte von Pucon gab. Unter anderem wurde uns erklärt, dass der Villarrica eigentlich sehr regelmässig ausbricht, nun aber schon seit mehr als 10 Jahren überfällig sei. Es gibt auch jeden Tag einen Probealarm. Manchmal am Mittag, manchmal um Mitternacht und manchmal um 9 Uhr morgens. Solange sie nach 15 Sekunden wieder aufhört ist alles in Ordnung, wenn nicht sollte man schnell rennen können. Normalerweise geben Vulkane aber Tage oder sogar Wochen vor einem Ausbruch Vorwarnung durch kleinere und grössere Erdbeben. Ausser wenn nicht, dann nicht. Die Menschen hier nehmens aber gelassen.
Als sich Eli wieder besser fühlte, machten wir, quasi als Testlauf für den Vulkan, einen Ausflug zum Wandern in den Huerquehue National Park. In einem Tag schafft man den Aufstieg und die anschliessende Tour zu drei wunderschönen Lagunen mit glasklarem Wasser. Der Weg führt hauptsächlich durch Urwaldartiges Dickicht, wo sich riesige Bäume, Bambus und Blumen abwechseln. Ein Highlight sind die hier heimischen Araucaria Bäume. Die Äste sind von kleinen, grünen, spitzen, schuppenartigen Blättern bedeckt und man hat den Eindruck der Baum gehöre eher in die Zeit der Dinosaurier. Hier wäre es auch möglich mehrtägige Touren zu machen, wo man auf heisse Quellen stösst und weniger andere Touristen sieht. Das wird aber unverschämt teuer, da man den Eintritt in den Park von 4500 Pesos pro Tag bezahlen muss und auch die Campgrounds teurer sind als die Hostels in Pucon.

Am nächsten Morgen hiess es dann früh aufstehen für die Besteigung des aktiven Vulkans. Vorgängig hatten wir den Führern gesagt, dass wir mit den Gleitschirmen vom Villarrica runterfliegen wollten und sie hatten sogar eine offizielle Erlaubnis vom Nationalparkbüro verlangt. Dort hatte man mir nur gesagt: „Du bist Pilot und weisst selber am besten, ob du das kannst oder nicht.“ Mit unseren grossen Rucksäcken fielen wir natürlich auf und alle Bergführer wussten schon Bescheid. Überall hiess es: „Ah eso son los parapentes“. Wir entschieden uns am Anfang den Skilift zu nehmen und bezahlten den stolzen Preis von 10 CHF gerne um uns die ersten 300 Höhenmeter auf lockerem Kiesbett zu ersparen. Ein weiterer Vorteil war, dass wir so früher oben waren und auch nicht so viele langsame Gruppen überholen mussten. Unser Führer legte ein angenehm schnelles Tempo vor, welches aber nicht alle Brasilianer in unserer Gruppe mithalten konnten. So waren wir am Schluss eine der ersten Gruppen auf dem Gipfel und konnten den Ausblick für eine Stunde relativ ungestört geniessen. Der Wind war zum Glück nur schwach und aus Westen, wo es gut möglich war mit den Gleitschirmen zu starten. Während dem Auslegen hatten wir schon ziemlich viele Zuschauer und als zuerst Eli und dann ich starteten, wurden wir von Jubelrufen begleitet. Darauf folgte ein fast halbstündiger Gleitflug zurück nach Pucon.

Edit: Kurze Zeit nach unserer Besteigung brach der Villarrica aus. Pucon musste grossteils Evakuiert werden. Der Villarrica warf Staub, Lava und Asche tausende Meter in den Himmel. Zum Glück wurde niemand verletzt!

Bist Du auch schon auf einen aktiven Vulkan geklettert oder wäre dir das zu gefährlich? Wir freuen wir uns über Deine Kommentare.

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Irrfahrten und Grenzerfahrungen auf dem Weg nach Pucon

Um per Bus von Bariloche nach Pucon in Chile zu kommen gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder zuerst nach Osorno und dort Umsteigen nach Pucon, oder die viel schönere Fahrt über San Martin de los Andes.

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Einer der vielen Seen auf dem Weg nach San Martin de los Andes

Leider muss man dort aber eine Übernachtung einplanen, weil der Bus nach Pucon von da aus nur einmal am Tag und zwar um 6 Uhr morgens fährt. In der Hauptsaison in diesem touristischen Bergdorf eine günstige Unterkunft zu finden war verdammt schwierig. Nach langem herumirren entschieden wir uns für das letzte Doppelzimmer in einem Hostel, was uns 60 CHF kostete. Die einzige Alternative wäre ein Luxusbungalow von einem Hotel gewesen für 250 CHF pro Nacht. Nein, nicht die einzige Alternative. Es gibt etwas ausserhalb auch noch einen Campground und viele Backpacker schliefen einfach im, oder in der Nähe des Busterminals.

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Schlafende Backpacker an der Busstation von San Martin de los Andes

Am nächsten Morgen im Bus stellten wir fest, dass dieser in Junin de los Andes auch hält. Wir hätten also am Vortag auch dort nächtigen können, der Bus von Bariloche hatte dort auch angehalten. Das hatte uns im Ticketoffice aber niemand gesagt. Na ja, man kann nicht immer gewinnen. Dafür führte dieser zweite Teil unserer Reise durch den Lanin Nationalpark. Eine sehr schöne Strecke mit super Aussicht auf den grossen Vulkan Lanin.

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Der Vulkan Lanin

Dann kam für uns der zweite Grenzübergang nach Chile. Vom letzten Mal wussten wir, wie genau es die Grenzwächter mit Lebensmitteln nehmen und dass sie nicht zögern hohe Bussen zu verteilen wenn man nicht richtig deklariert. Also verpackten wir unseren Foodbag nicht zu tief im Rucksack und gaben auf dem Zollformular an, dass wir Lebensmittel dabei hätten. Brav stellten wir uns in die lange Schlange, um unsere Pässe abstempeln zu lassen. Als ich dem Zollbeamten nach der Durchleuchtung des ganzen Gepäcks das Formular zusammen mit dem Foodbag in die Hand drückte nahm er beides an sich und sagte nur: „Rucksack auspacken“ Na toll! Während die Beamten nun mit ernster Miene jedes Gewürz unter die Lupe nahmen, an jedem Tee Beutel schnupperten, aber erstaunlicherweise die 500 Gramm Milchpulver nicht beachteten, durfte ich mein Gepäck aus der Schutzhülle nehmen, und beide Drybags öffnen. Nach einem kurzen Blick in die vollgestopften Drybags entschieden sie sich, dass dies aber jetzt zu viel Arbeit wäre und mir wurde erspart alles auszupacken. Noch mal Glück gehabt. Als letzte stiegen wir wieder in den wartenden Reisecar ein und der fuhr umgehend weiter, über die staubige Strasse in Richtung unserer nächsten Destination.