Wie immer stapften wir vollbepackt aus dem Busterminal. Dieses lag auch in Cusco in einem eher heruntergekommenen Stadtteil. Draussen empfingen uns sogleich die Taxifahrer. Für völlig überteuerte Preise wollten sie uns in die Stadt fahren. Wir wussten genau, wo hin wir wollten und fragen nach dem Preis, um ins Hostal Estrellita zu fahren. Das sei nicht möglich, weil man dazu über den Plaza des Armas fahren müsse und dieser gesperrt sei, meinte der Taxifahrer. Aber er wisse ein anderes, gutes Hostel in einer anderen Ecke der Stadt. Wir bestanden darauf ins Estrellita zu gehen, der Fahrer beharrte auf seinem Vorschlag und zu einem überteuerten Preis obendrein. Wir beschlossen, zu Fuss bis zum Hostel zu laufen, auch wenn es mehr als eine halbe Stunde dauern würde. Als wir leicht genervt davon zogen, lenkte der Täxeler auf einmal ein und wollte nun plötzlich sehr gerne für die Hälfte seines ursprünglichen Preises zu unserem Hostel fahren. Wir blieben stur und nahmen den Weg unter die eigenen Füsse. Manchmal reisst einem mit den Taxifahrern hier in Peru der Geduldsfaden.
Cusco als Stadt gefiel uns recht gut. Die Preise für auswärts essen waren im Zentrum zwar relativ hoch. Dafür bezahlten wir für das Hostel inklusive Frühstück nur 15 Soles, was etwa 5 Franken entspricht. Einziger Nachteil, vor allem für mich: Es gab in keinem einzigen Zimmer eine Heizung und so fror ich an Tagen ohne Sonne munter vor mich hin. Zum Glück gab es nicht viele solche Tage. Zum Thema Heizung muss ich noch erwähnen, dass es hier sehr unüblich ist eine zu haben. Und Doppelverglasung ist auch ein Fremdwort. Ich war davon doch eher erstaunt, schliesslich liegt Cusco auf 3600 m ü. M.
Die Gleitschirm Szene ist in Cusco sehr klein. Es gibt lediglich eine Hand voll Solopiloten und noch einmal so viele Tandempiloten. Zusammen mit Martin, unserem Österreichischen Fliegerkollegen, verabredeten wir uns mit Patrick, der uns in seinem Pick-up zum Startplatz Cerro Sacro mitnahm. Die Fahrt dauerte etwa eine Stunde, das Wetter machte uns einen fetten Strich durch die Rechnung. Dichte Wolken ballten sich bedrohlich über unseren Köpfen. Unverrichteter Dinge fuhren wir wieder in die Stadt zurück. Am Tag darauf zogen Moritz und ich ohne Gleitschirm los, um die Wanderung von Cachora über Choquequirao nach Machu Picchu unter die Füsse zu nehmen.
Nach unserer Rückkehr unternahmen wir noch einmal einen Flugversuch am Cerro Sacro. Da Patrick über Nacht im Valle Sagrado weilte, mussten wir mit einem Micro zum Dorf unterhalb des Cerro fahren. Vom Hostelvater liessen wir uns erklären, wie wir zur richtigen Micro Station kommen können. Als wir ankamen, rechneten wir schon damit, dass wir jetzt eine halbe Ewigkeit darauf warten müssen, dass sich der Minivan füllt, schliesslich war Sonntagmorgen früh. Das Micro war erstaunlich schnell voll, keine zehn Minuten später fuhren wir auch schon los.
Mitten in der Pampa, etwa vier Kilometer von besagtem Dorf entfernt, setzte uns das Micro am Strassenrand der Hauptverkehrsachse ab. Wie hungrige Mücken warteten dort bereits einige Taxifahrer auf Kundschaft und umschwärmten uns, sobald wir einen Fuss aus dem Micro gesetzt hatten. Wir haben uns jedoch an dieser Strasse mit Patrik verabredet, der auch etwa zehn Minuten später mit seinem Wagen angebraust kam.
Am Startplatz trafen kurz nach uns einige Tandempiloten ein. Gemeinsam schwangen wir uns in die Lüfte. Während mich das nahe Kabel einer Tirolienne so nervös machte, dass ich mich nicht wagte nahe am Hang den dynamischen Aufwind zu nutzen, glitt Moritz während etwa 20 Minuten im schwachen Aufwindband dahin. Derweil ging ich im Ort unten landen. Dabei entdeckte ich auch den genauen Ursprungsort des Kabels und verfluchte mich, dass ich nicht oberhalb davon noch etwas gesoart habe. Nun, die Sicherheit geht vor. Ich landete unten im Ort auf einer grossen Wiese, wo auch schon Patrik hingeflogen war und nun von acht Kindern umringt wurde, die ihm beim Packen des Schirms helfen wollten.
Zum Mittagessen fuhren wir auf den Sonntagsmarkt ein paar Dörfer weiter. Dort gab es leckere, ganze Forellen aus dem Ofen für umgerechnet ca. 2.70 SFr. Ein richtiger Festschmaus! Am Nachmittag versuchten wir noch einmal uns in die Luft zu schwingen, mussten aber unser Vorhaben wegen zu starkem Wind aufgeben.
Von Cusco sonst haben wir nicht sehr viel mitbekommen. Die Plaza des Armas und den Markt haben wir besucht. Am Markt gab es günstiges und super leckeres, ohne-böse-Folgen, Cevice. Das ist eine peruanische Fischspezialität, man könnte fast sagen das peruanische Sushi. Es besteht aus rohen Fischfiletstücken, die zusammen mit Zwiebeln und Kräutern in viel Zitronensaft mariniert und dadurch gegart werden. Dabei bleibt der Fisch schön saftig, ist aber nicht mehr ganz roh und kann deshalb ohne Bedenken gegessen werden.
Unseren letzten Abend genossen wir in einem Luxushotel. Die Übernachtung habe ich von meiner lieben Schwester zum Geburtstag geschenkt bekommen. Beim Aussuchen des Hotels gab es drei massgebende Kriterien: Eine Heizung, eine Badewanne und ein super Frühstücksbuffet. Schliesslich fanden wir eine tolle Suite im Hotel Tambo del Arriero. Die Heizung funktionierte zwar erst nach 17:00 Uhr, aber dafür gab es eine Badewanne mit Sprudelfunktion.
Juhui, endlich mal wieder ein warmes Bad geniessen. Nach den letzten paar Wochen, in denen ich nachts regelmässig noch ein bis zwei Stunden wachgelegen bin, bis ich unter all meinen Decken warm hatte, war das eine wohltuende Abwechslung, auch wenn es sicher umweltschonendere und ressourcenärmere Lebensweisen gibt, ich genoss den Luxus in vollen Zügen und schämte mich nicht dabei. Merci Vali!!!