Swiss Cup Grindelwald 2016

Bei guten Bedingungen und vor einer imposanten Föhnwand fand letztes Wochenende der Swiss League Cup Grindelwald statt. Die lokalen Wetterfrösche der Veranstalter behielten zumindest am Samstag recht und wir konnten einen grossen 100 Kilometer Task ohne Föhneinnbruch fertig fliegen. Am Sonntag wurde der schon gesetzte Task kurz vor dem Start wegen dem Föhn abgebrochen. Für mich persönlich war es ein erfolgreicher Wettbewerb, auch wenn ich mit meiner Geschwindigkeit keinen Blumentopf gewinnen konnte.

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Noch viel Schnee für Anfang Mai und eine ausgeprägte Föhnwand gegen Süden

Für alle die es noch nicht wissen: Wir sind zurück in der Schweiz! Es werden allerdings noch viele Berichte der Weltreise folgen in den nächsten Wochen. Jetzt aber aus aktuellem Anlass zuerst der Bericht vom Swiss League Cup in Grindelwald (dieses Mal das echte Grindelwald) vom 7. Mai.

Ein kurzes Gespräch mit Thomas Theurillat vor dem Einschreiben liess mich reflektieren, was mir an diesem Tag wichtig war. Fernziel war, einmal einen Task fertig zu fliegen und nicht abzusaufen. Dies passierte mir meist, weil ich versuchte der führenden Truppe mit ihren Boliden hinterher zu fliegen. Ich nahm mir vor, nicht einfach den anderen hinterher zu fliegen, sondern meine eigene Route zu wählen. Ausserdem wollte ich jede Thermik fertig ausdrehen und mir Zeit lassen um in den Querungen nicht abzusaufen.

Taskbriefing
Taskbriefing

Der gewählte Task war ziemlich genau 100 Kilometer lang und führte von Grindelwald First über Adelboden, Niederhorn und grosse Scheidegg zurück nach Grindelwald Grund. Ich war etwas unsicher ob dem langen Task. So weit war ich noch gar nie geflogen.

Schon am beim Start liess ich mir (zu viel) Zeit. Dazu kam ein Knoten in den Bremsleinen, der sich nur schwer und von Hand lösen liess. Während ich mich zum zweiten Mal startbereit machte, fiel für die anderen weit über mir schon der Startschuss. Diesen Rückstand baute ich unfreiwillig noch aus, weil ich nach dem Start Mühe hatte den Anschluss zur Basis zu finden. Nach längerem Kämpfen vor dem Startplatz, wagte ich die Querung zum anderen Hang, wo ich dann in einer Thermik bis 3500 Meter aufdrehen konnte. Da war ich allerdings schon alleine auf weiter Flur. Ich hatte die anderen in Richtung Schilthorn verschwinden sehen, konnte aber nicht so richtig glauben, dass es mit dem vielen Schnee und der Föhntendenz dort ein Durchkommen gäbe. Also wählte ich die Route am Thunersee entlang. Einfach konnte ich von der Schynige Platte zur Sulegg und weiter ans Morgenberghorn queren. Dann wurde es schwieriger. Nirgends konnte ich an den Kanten gutes Steigen finden. Mitten im Tal gings dann doch wieder rauf und am Luftraum Reichenbach vorbei zum Gehrihorn von wo ich hoch an die Niesenkette queren konnte.

Als ich an einem Hang dort aufsoarte, kam mir schon die führende Gruppe entgegen. Hatte es also doch funktioniert über das Schilthorn zu fliegen. Während sie schnell in Richtung Niederhorn verschwanden, musste ich erst mühsahm gegen den Südwind nach Adelboden fliegen. Nach dem Turnpoint Tschente drehte ich sofort um und stellte mit Schrecken fest, dass die ganze Niesenkette im Schatten war. Nah an den Hängen entlang soarend machte ich mich auf den mühsahmen Weg zurück. Lange konnte ich die Höhe halten, aber nie den Grat überhöhen. Diese Strecke flog ich mit einem Ozone Geo und einem UP Trango XC3. Beide hatten ähnlich zu kämpfen wie ich, waren aber immer etwas höher.
Kurz vor dem Niesen kam die Sonne wieder durch und erlaubte mir auf 2700 Meter aufzudrehen. Mit dieser Höhe traute ich mir die Querung des Thuersees zu. Mit viel Höhe erreichte ich das Felsband am anderen Ufer, wo ich mit Leichtigkeit bis an die Basis unter der schon recht dunklen Wolke aufdrehen konnte.

Nach dem harzigen Start ging es nun schon sehr leicht. Weit unter mir flogen einige Piloten vom Amisbühl. Ein Blick auf den Brienzersee zeigte einen stärker werdenden Südwind. Mit dauerndem leichten Steigen konnte ich bis über Interlaken fliegen und hatte damit genug Höhe um an die Schynige Platte zu gleiten. Dort fand ich aber keine Thermik und nur turbulente Luft. Mit wenig Höhe flog ich über den Grat ins Lütschental, wo noch einige Felsen in der Sonne waren. Dort fand ich auch den stärksten Schlauch des Tages und war sofort wieder an der Basis. Im Gleitflug zum letzten Turnpoint bei der grossen Scheidegg surrte mein Handy wie wild und ich befürchtete (berechtigt, wie sich später herausstellte), dass der Task abgebrochen wurde. Der Rest des Flugs an die grosse Scheidegg und zurück zum Goal war ein Kinderspiel und ich kam sogar 1000 Meter über dem Landeplatz an.
Nach 5 Stunden und 15 Minuten landete ich als letzter Pilot in Grindelwald Grund. Die schnellsten Piloten hatten es in 2 Stunden und 35 Minuten geschafft. Wie ich befürchtete wurde der Task wegen Föhnböen in Interlaken abgebrochen. Vorher waren jedoch fast alle Teilnehmer ins Goal gekommen, was mich weit abgeschlagen auf den 43. Rang brachte.
Trotzdem bin ich sehr glücklich über diesen Tag. Ich habe mein Ziel, einen eigenen Flug zu fliegen, ohne jemandem nachzufliegen, erreicht; Ich war ins Ziel gekommen, auch wenn der Task kurz vorher abgebrochen wurde und hatte auch sonst viel fliegerisches Neuland erlebt, wie meinen ersten 100 Kilometer Flug und meine erste Thunersee Querung.

Mein Flug auf XContest

Die Rangliste auf der Seite der Swissleague

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Siegerehrung

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Back to Grand Bo – der etwas andere Gleitschirmwettbewerb

Während zehn Tagen versuchten wir fleissig so weit als möglich vom Startplatz am Lachat in Le Grand-Bornand wegzufliegen und ohne zu landen wieder in Grand Bo am offiziellen Landeplatz anzukommen. Wie wir feststellen durften, ein nicht ganz einfaches Unterfangen.

Back To Grand-Bo 2015 from maeva giacometti on Vimeo.

Die Organisation

Zum ersten Mal überhaupt veranstaltete das OK zusammen mit dem Tourismusbüro von Le Grand-Bornand, dem lokalen Gleitschirmclub „Les Ailes du Grand-Bornand“ und Certika diesen Wettbewerb. Ziel der Veranstaltung: Die Piloten wieder weiter nach hinten ins Tal zu locken und zu zeigen, dass es in der Region neben Annecy weitere sehr tolle Fluggebiete gibt, von deren Hängen aus sich tolle Streckenflüge machen lassen.

Der Wettbewerb

Während man an normalen Gleitschirmwettbewerben morgens am Briefing gespannt darauf wartet, was sich die Rennleitung für einen Kurs quer durchs umliegende Land ausgedacht hat, waren wir in der Routenwahl komplett frei. Die Aufgabe für diesen Wettbewerb war denkbar einfach: Flieg so weit weg, wie du kannst und komm wieder in Le Grand-Bornand landen. Die eigene Taktik war entscheidend. Die Wertung folgte als „Out and Return“ Flug.

Man konnte innerhalb der Wettbewerbsdauer beliebig viele Flüge einreichen. Wenn man am Start mal nicht den richtigen Zeitpunkt erwischte und schon wenig später wieder landen musste, durfte man einen weiteren Versuch starten.

Es gab drei Kategorien, die auf Grund der Streckung des Gleitschirms festgelegt wurden: Standard weniger als 5.7 Streckung , Performance mit 5.7-7 Streckung und Elite ab 7 Streckung.

In jeder Kategorie wurde ein Preisgeld für die besten zwei Piloten sowie die beste Pilotin ausgeschrieben.

Die Taktik

Wir starteten in der Kategorie Standard und stellten schnell fest, dass man mit unserer Kategorie Gleitschirm nicht die Route der stärkeren Klassen wählen konnte, da man sich dadurch schneller auf dem Boden der Realität wiederfand, als einem lieb war. Es hiess also die richtige Taktik am richtigen Tag zu kennen und beim Rückflug nicht die Nerven zu verlieren. Denn der weiteste Flug half nichts, wenn man den Rückflug verpatzte.

Bald hatten wir den Dreh nicht schlecht raus. An der Westflanke flogen wir Richtung Annecy. Den See konnten wir leider an keinem Tag queren, da der Gegenwind zu stark war und die Thermiken in Annecy wegen der stabilen Luftschichtung sehr schwach waren. Nachdem wir schon mindestens einen nicht so schlechten Flug in der Tasche hatten, machte sich auch im Kopf eine gewisse Ruhe breit, die uns erlaubte Querungen in Bedingungen zu meistern, die nicht optimal waren. So schafften wir schliesslich einen Flug über mehr als 63 km. Damit standen wir auf dem zweiten Platz in unserer Kategorie.

Leider wurde uns am letzten Wettkampftag der Flug aberkannt, da wir eine kleine Vogelschutzzone missachtet hatten. Anfängerfehler: Wir hatten mangels Internetanschluss die Schutzzonen nicht in unsere Varios geladen. So etwas doofes passiert uns sicherlich nicht mehr! Sorry liebe Vögel, war keine Absicht!

Der Event

Beinahe täglich trafen sich alle Piloten spätestens am Startplatz und verbrachten plaudernd das Warten auf den richtigen Moment zum Starten. Pierre Naville machte stets ein Wetterbriefing zusammen mit Charles Cassaux, einem der Elite Piloten, und beantwortete auch gerne Fragen zur besten Route und seiner Einschätzung der möglichen Schwierigkeiten des Tages. Währenddessen kümmerte sich Maeva mit viel Hingabe um die restlichen Fragen der Piloten sowie die mediale Aufbereitung des Anlasses. Den Start der Cracks begleitete sie oft mit ihrer Drohne, manchmal auch die Starts der anderen Piloten. Steuerte sie nicht gerade ihre Drohne, hielt sie das Geschehen mit der Kamera fest. Professionelle Unterstützung erhielt sie von Alex, einer Journalistin.

Nach der Hälfte der Wettbewerbstage trafen sich alle zum gemeinsamen Tagesabschluss in einer Dorfbar und resümierten die bereits erlebten Tage. Eigentlich hätten die Cracks eine detaillierte Analyse der bisher besten Flüge machen sollen, doch sie flogen an diesem Tag so weit, dass sie alle ziemlich erschöpft waren und die Party schon bald wieder verliessen.

Am letzten Abend fanden wir uns alle zur Siegerehrung im Gemeindehaus ein. Neben den Preisgeldern wurden noch Sachpreise der Sponsoren verlost. Als Entschuldigung für die kurzfristige Annullierung unseres Fluges erhielten wir einen schönen Reblochon (Weichkäse) aus der Region und Moritz gewann bei der Verlosung noch ein ultraleichtes Gurtzeug von Sup’air.

Das Fazit

Für uns war es trotz unserem Anfängerfehler ein sehr toller Wettbewerb, bei dem wir sehr viele Erfahrungen machen konnten. Für nächstes Jahr überlegt sich das OK weitere Programmpunkte wie Vorträge und ein ausgedehnteres Rahmenprogramm auf die Beine zu stellen. Wir sind gespannt und freuen uns schon auf die zweite Auflage von Back to Grand Bo!

PS: Viele Dank an Meava Giacometti für viele der in diesem Bericht verwendeten Fotos und das Video!


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