Als ich im Vorfeld zu unserer Reise erwähnte, dass wir die Everglades besuchen werden, waren die Reaktionen der Zuhörer sehr identisch: ‚Ui, seid vorsichtig, da gibt es Alligatoren, die sind gefährlich!‘
Von den Mücken hat keiner was gesagt! Dass die viel bissiger sind als Alligatoren und auch keine Menschenscheu kennen, muss ich hier nicht erwähnen, aber dazu komme ich später.
Zum Einstieg in die Everglades gönnten wir uns die Loop Road. Bequem im Auto und ohne die Gefahr der Natur physisch zu nahe zu kommen, cruisten wir gemütlich über diese Route. Von einer Minibrücke zur nächsten. Dazwischen war dichte Mangrovenvegetation, die mich stark an ein Dschungelpuzzle aus meiner Jugend erinnerte. Jede Minibrücke bot einen Einblick in die Wasserwelt jenseits der Mangrovenwand. Vögel und Fische waren die Tiere, die wir am häufigsten beobachten konnten. Ab und zu sahen wir einen Alligator. Sehr scheue Tiere! Kaum bemerkten sie uns, tauchten sie jeweils in ihre Unterwasserwelt ab.
Die Nacht verbrachten wir ausserhalb des Parks, da wir erst nach Sonnenuntergang die Loop Road beendeten und die Parks normalerweise bei Sonnenuntergang ihre Pforten schlossen.
Bei der Einfahrt auf dem Miami Everglades Campground in der Nähe von Homestead empfingen uns zahlreiche Nascar Plakate. An der Rezeption erklärte uns dann die nette Dame mit einem bedauernden Lächeln, dass gerade das letzte Rennen der Nascar Saison gefahren wird und sie uns deswegen nur das Nascarpaket für 370$ anbieten könne. Wir sollen doch sonst mal beim State Park anfragen, ob dort noch was frei sei. Wir erklärten ihr dann, dass der sicher schon geschlossen ist und fragten, ob sie Internet hätte, damit wir nach einer Übernachtungsmöglichkeit suchen könnten. Irgendwie müssen wir einen bedauernswerten Eindruck gemacht haben. Auf jeden Fall änderte sie ihre Meinung und verkaufte uns eine Nacht für 38$. Glück gehabt!
Nach dieser Nacht unter dem Licht einer Strassenlaterne freute ich mich sehr auf die Abgeschiedenheit im Everglades National Park. Frohen Mutes fuhren wir bis zum Flamingo Visitor Center. Dort empfingen uns bereits die ersten Mücken. Kein Problem, schliesslich hatten wir uns mit der Super-Anti-Mücken-Waffe Ben’s 100 ausgerüstet, nach dem wir, besonders ich, auf den Keys von Sandflöhen überfallen wurden.
Im Visitor Center stellten wir dann fest, dass der November noch zur Nebensaison der Everglades gehört. Die Nine Mile Pond Tour, die wir mit dem Kanu machen wollten, aber auch ohne Ranger befahren werden kann, klang in unseren Ohren ganz verlockend. Auf Grund der Dauer von ca. vier Stunden entschieden wir uns, diese erst am folgenden Tag zu machen.
Erst wollten wir unseren Gleitschirmen die weiten der USA zeigen. Dazu fuhren wir an den Strandteil des Flamingo Campgruonds. Der Wind wehte perfekt vom Meer her. Es tat gut, mal wieder die Leinen in den Händen zu halten und etwas mit dem Wind zu spielen. Aber heiss war es!
Ben’s 100 hin oder her, nach Sonnenuntergang begann die Mückenhölle! Wir erlebten nun am eigenen Leib, weshalb noch Nebensaison in den Everglades war. Zu Hunderten überfielen uns die Mücken. Die einzigen sicheren Orte waren im Auto, im Zelt, unter der Dusche oder eingepackt in Regenkleider. Die ganze Nacht über hörte ich die Biester ausserhalb des Zeltes bedrohlich sirren. Das macht echt Laune! Nine Mile Pond ist gestrichen! Da bringen mich keine hundert Pferde hin!
Fazit: Die Everglades sind wirklich schön. Vom Auto aus. In der Nacht taugen sie eher als Mutprobe Location.
Vielleicht ist es während der Hauptsaison, die am 21. Dezember startet, besser. Ein Versuch wäre es auf jeden Fall wert.