In Iquique waren wir in eine gemütliche Routine verfallen. Irgendwann mussten wir aber auch weiterreisen, schliesslich steht unser Rückflug nach Barcelona Anfang Mai fest und wir wollen bis dahin noch Bolivien und Peru bereisen. Unsere nächste Station war San Pedro de Atacama, an der Grenze zu Bolivien und auf 2500m ideal gelegen zur Akklimatisation für die Hochebene um den Salar von Uyuni. Es traf sich gut, dass Abel, der Sohn der Pächter des Flightparks, auch dorthin wollte. Schnell war klar, dass wir zu dritt sein kleines Auto nehmen würden statt des Busses und uns dafür die Benzinkosten teilen würden. Kurzfristig kam dann noch seine Kollegin mit, womit das Autofahren mit dem ganzen Gepäck zur kuschligen Angelegenheit wurde. Als dann auch die für Chilenen beim Camping unverzichtbare Kühlbox ihren Platz im Auto gefunden hatte, konnte der Road Trip losgehen.
Kleiner Wagen, grosse Reise…
Der Beifahrersitz wurde zur Ladefläche
Zuerst fuhren wir die Küste runter, dann bogen wir ins Landesinnere ab, in die Atacamawüste. Dank Apple Maps und Chilenischem Machismo sahen wir viel mehr von der Wüste als nötig. Abel folgte lieber seinem iPhone als dem riesigen Wegweiser, der neuen Strasse und unseren Einwänden. So fuhren wir 200km weiter durch die Wüste bevor wir in San Pedro ankamen. Von überall in der Stadt kann man den Vulkan Licancabur sehen, welcher über den Dächern thront und die Menschen beschützt. Kein Wunder wurde er von der indigenen Urbevölkerung als Gott verehrt.
San Pedro und der Licancabur im Hintergrund
Der Stadtkern von San Pedro ist süss mit seinen Weissgetünchten Häuschen
Die nächsten Tage machten wir einige Ausflüge zu Sehenswürdigkeiten rund um San Pedro. Abel hat eine Kollegin, welche in San Pedro wohnt und sich gut auskennt. Mit dem Auto fuhren wir bis auf 4500 Meter rauf und kletterten dort atemlos auf lustigen Felsformationen rum. Das war auch gleich eine gute Vorbereitung zum Angewöhnen an die Höhe für unsere bevorstehende Tour ins Altiplano von Bolivien und den Salar von Uyuni. Dann besuchten wir noch das Valle de la Luna mit seinen einzigartigen Gesteinsformationen. Dort trafen wir auf eine Gruppe von fünf Mädchen, die definitiv eine Spezialtour gebucht hatten. Sie waren auf irgendwelchen Drogen und tasteten sich extrem vorsichtig den Felsen entlang ihrem Führer hinterher und sobald es nur ein Bisschen rauf oder runter ging liess er sie auf allen vieren kriechen. War wahrscheinlich zum zuschauen lustiger als zum miterleben. Am selben Abend trafen wir bei einer Astronomie Tour wieder auf die Mädels und sie machten einen ziemlich geschafften Eindruck.
On top
Boulderparadies auf über 4000 Meter über Meer
Valle de la Luna
Salzstein
Amphitheater
Einmal mieteten wir Fahrräder und besuchten eine alte Bergfestung der hier heimischen Ureinwohner. Die 6 Stunden Fahrradmiete liessen uns noch genug Zeit den in der Nähe liegenden Teufelsschlund zu erkunden. Mit dem Fahrrad kann man weit in diese Schlucht hineinfahren und am Schluss auch wieder raus, wobei es dann nur runter geht.
Unser Zuhause
Immer brav mit Helm
und ev. Schwimmring
Gleichgewicht
aber ohne Schutzbleche
Alte Festung
Bei einem Spaziergang im Dorf sahen wir Werbung für ein Mountain Film Festival und besorgten uns sogleich Tickets für den ersten Abend. Das Festival fand im Hof eines Luxushotels etwas ausserhalb von San Pedro statt. Der Mond und die Sterne waren eine super Kulisse für die gezeigten Sportfilme an diesem Abend. Wir waren so begeistert dass wir am nächsten Abend auch wieder hingingen. Während am ersten Abend nur Filme über Südamerika liefen, stand der zweite ganz im Zeichen des Banff Mountain Film Festivals, wo die besten Filme von diesem gezeigt wurden. Auch diese Vorstellung war Top und wir umso mehr erstaunt, dass so wenige Zuschauer kamen. Vor allem waren eigentlich nur Einheimische dort und wir mit ein paar wenigen anderen Touristen die Ausnahme.
Mountain Film Festival
Ojos del Salar
Laguna Sejar
An unserem letzten Tag in San Pedro fuhren wir mit dem Auto zu einigen Lagunen und den Ojos del Salar. Am Nachmittag entschlossen wir uns spontan auch noch die letzte Vorstellung des Mountain Film Festivals zu besuchen. Diesmal hatten wir noch ein Paar aus den USA, das wir auf dem Camping kennengelernt hatten, im Schlepptau. An diesem Abend wurde nur ein Film, dafür in Spielfilmlänge gezeigt. Er hiess Valley Uprising und handelte von der Geschichte des Kletterns im Yosemite National Park. Eine interessante Geschichtslektion mit einer gehörigen Prise Humor. Am Ende der Vorstellung wurden unter den verkauften Ticketnummern noch vier Preise verlost. Wir hatten dabei das Glück einen Rucksack und einen Wellnessgutschein zu gewinnen, während das Paar aus den USA neben und auch noch einen Rucksack gewann. Die restlichen Zuschauer werden sich wohl gedacht haben, das könne nicht mit rechten Dingen zu und her gegangen sein.
Da wir am nächsten Morgen schon um 6 Uhr auf dem Weg nach Bolivien sein würden, konnten wir den Wellnessgutschein nicht brauchen, also schenkten wir ihn kurzerhand dem Paar neben uns, das noch einige Tage in San Pedro blieb.
Am Abend als wir in Iquique ankamen, feierte Stiefel seinen zweiten Geburtstag. Herzlich wurden auch wir Neuankömmlinge zum Festschmaus eingeladen. So ausgelassen wie die Stimmung war, so knapp ist Stiefel dem schlimmen Ausgang seines Flugunfalls Ende Januar entgangen. Bei der Landung ist er mit beiden Beinen in eine Mauer gekracht. Beide Beine haben mehrere Brüche, ansonsten hatte er wohl einen gehörigen Schreck aber die Gewissheit, mit einem blauen Auge davon gekommen zu sein.
Glückspilz Stiefel
Am nächsten Morgen fuhren wir flugdurstig mit den ÖV zum Startplatz von Alto Hospicio hoch. Oben angekommen, bot sich uns eine tolle Aussicht über die Stadt und die Bucht aber auch auf die Abfallberge der Stadt. In Iquique existiert keine Abfallverbrennungsanlage. Dafür gibt es hier Sand, mit dem man den Müll zudecken kann. Aus den Augen, aus dem Sinn…
Der Startplatz ist auch eine Müllhalde. Vorsichtig breiten wir die Schirme zwischen den Scherben aus und hoffen, dass das Tuch heil bleibt. Der sich noch im Bau befindende neue Startplatz mit Kunstrasen gibt Hoffnung auf Besserung.
Mit dem Micro zum Startplatz
Müll wohin das Auge reicht
So hübschen Kunstrasen erhalten sonst nur Fussballer. In Alto Hospicio baut die Gemeinde einen neuen Startplatz für Gleitschirmflieger
Abgehoben
So kennen wir Iquique, von Oben
Während der Siesta besuchen wir zusammen mit Nico und Tamara die Zofri. Iquique befindet sich in der chilenischen Zollfreihandelszone. Die Zofri ist die Mall, in der Waren zum Zollfreitarif gekauft werden können. Neben einigen teureren, hübsch eingerichteten Läden, die Markenprodukte führen, gibt es viele kleine Markthäuschen, die das komplette Sortiment von Alibaba.com auf zwei Quadratmetern anbieten. Für uns erst einmal der Produkt-Overkill. Nach etwa drei Stunden verwirrter Suche nach einer Sonnenbrille für Moritz, je einem Paar Schuhen, die weniger Sand fressen, als unsere Haglöfswolken und ein Paar Funkgeräten, verlassen wir die Zofri lediglich mit einer Sonnenbrille und der Gewissheit, dass die Zofri aus einer geballten Ladung Ramsch besteht.
Haglöfswolken entsanden 😉
Abends fahren wir nach Palo Buque an die Düne zum Spielen im grossen Sandkasten. Ich hatte zu Beginn meine liebe Mühe mit dem Schirm die Düne hoch zu kiten. Am Ende unserer zwei Wochen hier, waren mir die anfänglichen Schwierigkeiten fremd und mein Schirm machte nunmehr meistens das, was ich wollte und nicht das, wonach ihm gerade stand.
Abendstimmung in Palo Buque
Grosser Spielplatz
Xavier und Alix, zwei Freunde aus dem Jura
Elianes erste ERfahrungen als Fluglehrerin mit Belen
… und Belen fliegt für eine Sekunde
Der Alltag in Iquique war vorwiegend vom Fliegen, Essen und Schlafen geprägt. Dazwischen zerteilte ich Stiefels Unfallschirm und fertigte daraus einen Bettüberwurf für den VW-Bus von Nico und Tamara, sowie eine Hängematte und einen Schnellpacksack für uns.
Stiefels Freunde schneiden in seinem Auftrag die Leinen aus dem Schirm
Ein Ohr und die Mittelbahn werden als Trophäe für das Clubhäuschen aus dem Schirm geschnitten
Eliane zerteilt den Schirm komplett
Hängematte Firebird
Der Schnellpacksack wird zu 100% aus recyclierten Materialien von Hand genäht. Als Faden halten die Dynemaleinen, was sie verprechen.
Feuertaufe für den Schnellpacksack. Es passen beide Ausrüstungen passen inklusive Gurtzeug in den Sack
Mit unserem Rucksacksystem ÜLA Epic lässt sich der Schnellacksack bequem am Rücken tragen
Ab und an mussten wir wieder Kleider waschen. Da das Hotel eher an der oberen Grenze unseres Budgets lag, wuschen wir die Wäsche von Hand. Dabei erwiesen sich die 5-Liter Wasserkanister als äusserst hilfreich. Darin weichten wir am Morgen vor dem ersten Flug die Wäsche mit Waschmittel ein. Am Nachmittag wurde dann kräftig Wasser durch den Stoff gepresst und schliesslich die Seife in mehreren Spülgängen entfernt. Handwäsche halt…
Waschzuber DIY
… und wieder ausspülen.
Von Iquique selbst haben wir während unserem Aufenthalt nur die Dächer gesehen. Der Flight Park Altazor liegt etwas ausserhalb der Stadt. Zum Einkaufen bot das Hotel für ca. 5.- SFr. einen alten Jeep, den wir ab und zu brauchten. Ansonsten musste man sich auf die Micros verlassen. Währen der Siesta war es für gewöhnlich unerträglich heiss, was bei uns die Erkundungslust im Keim erstickte. So ging es relativ schnell, dass wir im Alltagstrott zwischen Fliegen, Schlafen und Essen versanken und kein einziges Mal im Stadtkern waren.
Geburtstagsparty von Kata, der Krankenschwester von Stiefel
Flight Park Altazor
Jeden Abend genossen wir die schönen Sonnenuntergänge
In Santiago de Chile sind wir wieder einmal eingeladen. Ein nettes Paar mit denen ich im Hostel in Pucon ein paar Minuten geredet habe schlug spontan vor, dass wir einige Tage in ihrem Haus nächtigen könnten. Luana und Juan-Carlos (er betont gerne, er heisse gleich wie der spanische König, spielt Tennis und ist grosser Fan von Roger Federer) sind um die 50 Jahre alt und ihre Kinder sind alle schon ausgeflogen. Sie hätten also reichlich Platz betonte Luana und gab mir ihre Adresse und Telefonnummer. Jetzt, eine Woche später kommen wir in Santiago an. Begleite uns auf unserem ersten Tag in Chiles Hauptstadt.
Ich öffne die Augen und brauche ein paar Sekunden, um mich zu erinnern, wo ich bin.
Ach ja, im Bus nach Santiago. Das Licht ist an, wir werden wohl bald da sein. Draussen ist es noch dunkel. Ich schaue auf die Uhr. Kurz vor 5 Uhr morgens. Pünktlich. Diesmal wäre mir eine Verspätung nur recht gewesen. Obwohl die Fahrt neun Stunden gedauert hat, habe ich nicht viel geschlafen. Der Bus hält am Terminal an. Wir schnappen uns unsere Rucksäcke und setzen uns im noch dunkeln Terminal an einen Tisch vor einer Heladeria. Wir können unmöglich unsere Gastgeber so früh morgens überfallen. Ausserdem fährt die U-Bahn noch gar nicht.
Langsam kommt Leben in die Busstation. Wir holen uns Kaffee und Medialunas, ein Süssgebäck das an Croissants erinnert und doch ganz anders ist. Um 7 Uhr machen wir uns auf die Suche nach der nächsten U-Bahn Station und nehmen die Linie 1 bis zur Endstation „Los Dominicos“. Dort muss ich erst mal Google Maps bemühen um die 500 Meter entfernte Adresse zu finden. Dann stehen wir etwas verloren an einer Strassenecke. Google weiss mal wieder, wie so oft in Südamerika, nicht wo die Hausnummer genau ist. Wir auch nicht, da die Hausnummern hinter all den grossen (Elektrischen) Zäunen nicht ersichtlich sind. Ich rufe an, Luana streckt den Kopf aus dem Fenster, sieht uns und macht uns das Tor auf. Wir waren uns vorgängig nicht so sicher was wir von dieser sehr spontanen Einladung erwarten sollten, aber die nun folgende herzliche Begrüssung lässt unsere Zweifel schnell verfliegen.
Unser Zimmer
Die Metro von Santiago
Unser temproäres Zuhause…
…mit Pool
Die beiden zeigen uns ihr Haus und unser Zimmer und erklären uns, wir könnten so lange bleiben wie wir wollen. Dann lassen sie uns in Ruhe auspacken und noch einige Stunden schlafen. Als wir danach erholt aufstehen und unsere Gehirne wieder fähig sind spanisch zu verstehen und zu sprechen, machen die beiden mit uns in Juan-Carlos‘ schickem BMW eine kleine Führung durch die Vororte und Hügel rund um Santiago.
Ein kleiner Überblick über die Stadt
Der Asador am Asado
Santiago hat einen hohen Lebensstandard und auch hohe Lebenskosten, was einem klar wird, wenn man die Millionenschweren Villen in den Hügeln sieht. Wir wollten uns diese dann näher anschauen, aber keine Chance schon einige Kilometer entfernt steht ein Wärterhäuschen, wo wir aufgehalten werden. Ganze Landstriche sind hier privat. Wir kennen das ja schon von anderen Orten. Wieder zuhause geniessen wir Almuerzo – Lunch – und lassen uns von Juan-Carlos auf der Karte die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt zeigen.
Dann machen wir uns auf den Weg den Stadtkern von Santiago de Chile zu Fuss zu entdecken. Das bedeutet zuerst wieder 20 Minuten in der heissen Metro Linie 1 fahren bis zur Station Santa Lucia wo die Bibliotheca National de Chile mit ihren eindrücklichen Säulen steht. Von dort laufen wir zur Kirche San Francisco. Hinter der Kirche beginnt ein schönes Quartier mit alten Häusern und Strassen aus Kopfsteinpflaster. Durch dieses Quartier laufen wir zum Cerro Santa Lucia, einem kleinen Hügel mitten in der Stadt. Diese grüne Oase besteigen wir und kommen oben in das Castello Hidalgo. Der Kontrast von grünen, alten Bäumen und neuen, glänzenden Hochhäusern lädt zum Fotografieren ein. Dann steigen wir wieder ab in die heissen Häuserschluchten. Bevor wir weiter zur Plaza des Armas gehen, gönnen wir uns in einem Café eine Erfrischung. In der Ursprünglichen Planung der Stadt im Jahre 1541 wurde die Plaza des Armas als Mittelpunkt und Versammlungsplatz eingeplant. Jetzt sind wir mitten in der Einkaufsmeile wo sich Einheimische und Touristen aneinander vorbei zwängen. Viel zu viel Volk für uns, aber das ist der direkte Weg zum Mercado Central, wo wir vor allem die reichhaltigen Auslagen der Fischverkäufer bewundern. Vom Mercado Central ist es nicht mehr weit bis zum alten, stillgelegten Bahnhof. Die Gleise sind schon lange weg und der grosse, leere Raum wird für Ausstellungen und andere Events benutzt.
Cerro Santa Lucia von unten…
…und von oben
Plaza des Armas
Fussgängerzone
Fischmarkt
„schöner“ Stadtfluss
Der alte Bahnhof von aussen…
…und von innen
Es gäbe natürlich noch viel mehr zu sehen in Santiago, wir haben jetzt aber genug von der Hitze in der Stadt und machen uns auf zu einer Abend-Soaring Session im stadtnahen Fluggebiet „Black Park“. Erst um 23 Uhr sind wir wieder zurück und fallen müde ins Bett. Das war wirklich ein langer Tag.
Puerto Natales ist ein kleines Fischerdorf ganz im Süden von Chile. Hierhin sollten sich eigentlich keine Touristenmassen verirren. Aber sie sind hier, wie wir auch, weil Natales der Ausgangspunkt ist für den Besuch des Torres del Paine Nationalpark. Im Stadtkern wechseln sich darum auch die Schaufenster von Hostels, Restaurants und Outdoorshops ab.
Alle Häuser in Natales sind mit Wellblech gebaut. Trotz der Kälte gibt es fast keine Isolation und nicht alle Räume werden beheizt! Kleine Farbtupfer im tristen Grau sind hier sehr willkommen.Was muss mit? Was nicht?
Wir bleiben lange genug in der Stadt, um Essensvorräte für acht Tage zu kaufen und einen wärmeren Schlafsack zu mieten. Dann sind auch wir auf dem Weg in den Nationalpark. Mit mehreren grossen Reisebussen werden drei mal am Tag hunderte Touristen in den Park gebracht. Die Massen verteilen sich im Park zum Glück gut, doch zuerst werden wir in das Ranger Büro gedrängt, wo wir den Eintritt in den Park bezahlen und die wichtigsten Regeln eingebläut bekommen: 1. Kein Feuer machen 2. Abfall wieder mitnehmen 3. Nicht den Pfad verlassen und 4. Wirklich kein offenes Feuer.
Bevor das Gebiet 1959 zum Nationalpark wurde, war es eine grosse Schaffarm und wurde arg in Mitleidenschaft gezogen. Seitdem es unter Schutz steht haben dafür leider einige unvorsichtige Besucher grosse Teile davon niedergebrannt. Deshalb ist auch kein offenes Feuer erlaubt. Kochen darf man auch nur an den dafür vorgesehenen Orten und mit Gaskochern. Wer ein Feuer macht oder für einen Waldbrand verantwortlich ist, wird mit heftigen Gefängnissstrafen belegt. Wir haben nur unseren Alkoholkocher dabei und dazu noch den falschen Brennstoff, weil in Natales anscheinend niemand Brennspiritus verkauft. Das lassen wir aber besser niemanden wissen. Ausserdem ist das Kochen mit diesem Kocher genau so sicher wie mit einem Gaskocher. Es sieht einfach etwas eindrucksvoller aus.
Vor dem Start noch ein Bild mit den Torres im Hintergrund
So können wir schon bald unsere Rucksäcke schultern und uns auf den Weg zum ersten Camp machen. Zum Glück haben wir alles überflüssige im Hostel in Puerto Natales zurückgelassen, so sind die Rucksäcke nicht zu schwer. Wegen den starken patagonischen Winden und weil das Wetter hier in wenigen Minuten komplett umschlagen kann, blieben auch die Gleitschirme zurück. Wir werden also keine Abkürzungen machen können.
Böhen über dem See. Definitv kein Flugwetter!Da kommt was angerolltEine kleine Übersicht über den Park
Die verschiedenen Reiserouten im Park sind nach Buchstaben benannt welchen sie ähneln. Es gibt das „W“, das „O“ und das „Q“. Unser Ziel ist das „O“ oder auch der „Paine Circuit“ und wir beginnen mit dem weniger bevölkerten hinteren Teil des Parks. Der Weg von der Ecolodge bis ins Camp Seron ist 13 Km weit und ein guter, sanfter Einstieg für unseren ersten Tag.
Noch locker genug Puste um die Klymit Schafmatte aufzublasen
Für den nächsten Tag haben wir uns mehr vorgenommen: Wir wollen das Camp Dickson überspringen und 30 Km und einige 100 Höhenmeter an einem Tag zurücklegen. Wir treffen nur selten andere Wanderer. Als wir einen ersten kleinen Pass überqueren, um auf die Rückseite der Berge zu gelangen, kriegen wir erstmal einen Vorgeschmack auf die starken Winde, die hier wehen können. Der See unten im Tal wäre der ideale Kitespot, wenn es nur nicht so kalt wäre. Hier sehen wir auch die Torres von der anderen Seite. Der Gegenwind begleitet uns den ganzen Weg bis ins Camp Dickson. Wir sind froh, dass wir dort kein Zelt aufstellen müssen. Nicht einmal zum Kochen gibt es Windschutz.
Die Torres von hintenEinsame Rückseite des Parks
Nach kurzer Rast nehmen wir den Rest des Weges zum Camp los Perros in Angriff. Dieser zieht sich in die Länge und unsere Beine werden immer schwerer. Der letzte Teil führt steil eine Gletschermoräne hinauf. Der starke, kalte Gegenwind ist zermürbend. Nur kurz geniessen wir den Ausblick auf den Gletschersee. Es dunkelt schon ein, als wir das Camp erreichen. Müde schlüpfen wir in unsere Schlafsäcke und sind uns nicht sicher ob wir am nächsten Morgen den John Gardner Pass in Angriff nehmen, oder einen Ruhetag einlegen werden.
Anstrengende letzte Meter gegen den allgegenwärtigen WindNoch bevor wir den Gletscher sehen konnten hörten wir von weitem das Rumpeln wenn er kalbte.
Zum Glück geht es uns beiden am nächsten Morgen gut und so brechen wir nach dem Früstück etwas später als die meisten anderen auf zum Pass. Zuerst führt der Weg durch den Wald und ist sehr schlammig. Das ändert sich aber schnell. Das Gelände ist hier auf 700 Metern über Meer schon hochalpin, keine Bäume wachsen und wir steigen über Schotter, Steine und Schnee zügig auf.
Gummistiefel wären hier die richtige Wahl!
Oben angekommen erwartet uns nicht der vom Reiseführer angedrohte Blizzard, sondern verhältnismässig wenig Wind und eine klare Sicht auf den imposanten Grey Gletscher. Als wir zwei Kondoren beim soaren zusehen, bereuen wir schon fast, dass wir unsere Gleitschirme in Natales zurückgelassen haben, aber dann denken wir daran wie unvorhersehbar und wechselhaft das Wetter hier ist. Wir nehmen das Wettergeschenk gerne an und machen uns an den langen, kniezermarternden Abstieg über riesige Stufen und steile, rutschige Trampelpfade.
Da lohnt sich der harte AufstiegKondore
Auf den Wegen im Park sind an vielen Orten Tafeln mit Infos zur aktuellen Strecke aufgestellt, die einem sagen, wie weit man vom nächsten Camp enfernt ist und auf denen ein Höhenprofil des Weges aufgezeichnet ist. Als wir zu einer Tafel kommen, welche uns sagt, dass wir noch 300 Meter absteigen müssen bis zum nächsten Camp sind unsere Knie schon am Ende. Um so erleichterter sind wir 15 Minuten später, als wir die ersten Zelte vom Paso Campground sehen. Da mochte wohl einer das Schild keine 300 Meter den Berg rauftragen (vielleicht werden chilenische Meter aber auch anders gemessen, z. B. mit einem Gummiband ;-))
Alles hier im Park wird entweder von Menschen oder Pferden in die verschiedenen Camps transportiert. Das führt dazu, dass alles was man kaufen kann mehr nach Gewicht als nach Inhalt gewertet wird und allgemein sehr teuer ist. Wir haben aber sowieso alles dabei das wir brauchen und sind froh darum. Die Preise für einige Zeltplätze hier sind hoch genug. Nur die Camps Paso, Italiano und Torres sind gratis und bieten dafür sehr wenig Komfort. Wir bevorzugen natürlich diese. In jedem Camp und jeder Rangerstation muss man sich mit Namen, Nationalität und Passport Nummer einschreiben. Seither kennen wir diese Nummer auch Auswendig.
Die relativ kurze Wanderung vom Paso Camp zum Grey Camp bietet uns atemberaubende Ausblicke auf den Grey Gletscher aus immer wechselnden Perspektiven. Der Pfad ist sehr ausgesetzt und führt an steilen Felsflanken entlang und durch tiefe Bachbette. Er endet in einer Bucht gespickt mit kleineren Eisbergen am Ende des Gletschers. Zusammen mit dem schönen Wetter ist es einer unserer top Abschnitte der ganzen Wanderung. Im Grey Camp geniessen wir nach 3 Tagen endlich wieder einmal eine warme Dusche. Von jetzt an befinden wir uns auf der „W“ Route und die Wanderer denen man begegnet haben sich vervielfacht. Es ist aber auch so noch immer sehr schön hier. Das Wetter wird langsam schlechter. Wolken ziehen auf und wir spüren einige Tropfen.
Panorama Overkill……Mit dem Rucksack artet das ganze schon fast in Arbeit ausDas Gewackel ist nichts für Leute mit HöhenangstKitsch
Das Paine Grande Camp überspringen wir. Es ist uns zu teuer und dem Wind schutzlos ausgesetzt. Stattdesen gehen wir bis zum Campamento Italiano. Es liegt geschützt im Wald und ist dazu noch gratis. Langsam trifft man auf den Strecken und am Abend in den Camps auf die gleichen Leute. Wir sind schon wie eine kleine Familie. Unser Alcoholstove hat bisher schon für viel Aufsehen gesorgt unter den Wanderern. Oft wurden wir beim kochen mistrauisch beäugt, aber hier wurde das erste Mal ein Ranger auf uns aufmerksam und inspiziert unseren Ofen von Nahem. Er ist nicht wirklich zufrieden mit unserer Erklärung, verbietet uns aber auch nicht damit zu kochen. Wir sollen einfach gut aufpassen. Das nächste Mal würden wir es so wie eine Gruppe junger Franzosen machen: Sie haben eine Gaspatrone gekauft, aber keinen Brenner gemietet und leihen sich jeden Morgen und Abend von anderen Wanderern einen aus. Auf der „W“-Tour wegen den vielen Leuten sicher eine praktikable Lösung. An unserem sechsten Tag hat das schlechte Wetter Überhand genommen und wir kämpfen auf dem Weg ins Valle del Frances mit starken Winden und Regen. Oben angekommen verziehen sich die Wolken aber für kurze Zeit und wir können einen Blick in die imposante Bergarena erhaschen. Beim Abstieg finden wir sogar einen geschützten Platz für das Mittagessen.
geschafftDie Wolken verziehen sich für kurze ZeitLos CuernosEinladender Strand, aber nicht so einladende Temperaturen
Die nächste Nacht verbringen wir im teuren Campamento Cuernos. Der Nationalpark besteht zum Teil aus Land, welches sich in Privatbesitz befindet. Die Camps in diesen Bereichen sind alle viel teurer, als die anderen. Die Türme, die dem Park seinen Namen geben, haben wir uns für unseren letzten Tag aufgespart. Erst müssen wir uns aber durch Wind und Regen ins Torres Camp hinaufkämpfen. Von da an ist es am nächsten Morgen noch eine Stunde und 300 Höhenmeter zum See am Fusse der Torres del Paine.
Hexenhäuschen beim Torres CampUnten Regen, oben Schnee
In der Nacht regnet es so stark, dass die grossen Tropfen von den Bäumen auf der Seite unter unserem Aussenzelt durch spritzen und das Innezelt dreckig und nass machen. Innen werden wir zwar nicht wirklich nass aber alles im Zelt hat Feuchtigkeit gezogen. Bei diesem Wetter sparen wir uns das rauflaufen im dunkeln, um den Sonnenaufgang zu sehen. Nach dem Morgenessen machen wir uns langsam auf den Weg hinauf. Auf halbem Weg brechen die Wolken auf und geben die Sicht auf die Torres für einige Zeit frei. Als wir oben ankommen, verschwinden sie gerade wieder im Nebel. Es schneit. Wir warten fast eine Stunde auf ein neues Wolkenloch, dann gehen wir zurück. Es ist zu kalt und die Torres werden wir heute sowieso nicht vor blauem Himmel sehen können.
Flüsschen oder Wanderweg?Die Torres zeigen sich kurzLaguna Torres
Unten im Camp packen wir unser durchnässtes Zelt zusammen und machen uns an den Abstieg. Als wir nach 3 Stunden bei der Ecolodge ankommen, schliesst sich der Kreis unserer Route. Hier unten können wir unser Zelt in der Sonne trocknen, während die Berge noch immer in Wolken gehüllt sind. Verrücktes Wetter. Bald schon sind wir zurück in Natales. Wir freuen uns auf ein richtiges Bett und einen Tag ohne laufen mit schwerem Rucksack.
Natur Kunst… 😉
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