In den Anfängen meiner Gleitschirmkarriere schaute ich mir Unmengen von Flugviedos auf Youtube an. Eines davon spielte in Millau, mit seinem Wahrzeichen, dem Viadukt. Die Szenerie faszinierte mich und mir war klar: Da will ich auch mal fliegen. Nur wegen dieser fixen Idee in meinem Kopf und ohne wirkliche Vorstellung von den fliegerischen Möglichkeiten dort, entschieden wir uns für den doch beachtlichen Umweg auf der Strecke von der Düne nach Grenoble.
Wir hatten uns wieder einmal für die Überland Route entschieden anstelle der teuren Autobahn. Stundenlang fuhren wir über Landstrassen, durch kleine Dörfchen und vorbei an grossen altehrwürdigen Weingütern.
Die Sonne stand hinter uns schon tief am Horizont, als sich vor uns das Tal von Millau auftat. Zu unserer Rechten erstreckte sich das imposante Viadukt über den Einschnitt in der Landschaft. Das höchste Bauwerk in Frankreich konnte unsere Aufmerksamkeit aber nur kurze Zeit in ihren Bann zu ziehen, bevor uns auf der gegenüberliegenden Talseite etwa 20 Gleitschirme im Abendhimmel auffielen.
Das Wettrennen gegen die untergehende Sonne – auf der einen Talseite in engen Spitzkehren hinunter, über den Fluss und auf der anderen Seite wieder hinauf, bis zum Startplatz – verloren wir knapp. Als wir oben ankamen, hatte der laminare Aufwind schon abgenommen und die letzten Piloten setzten zur Toplandung an. Dafür konnten uns die zahlreich anwesenden Flieger alle unsere Fragen zum Fluggebiet beantworten.
Fluggebiet
Während unserem Aufenthalt in Millau durften wir die zwei meist frequentierten Fluggebiete ausgiebig testen. In Brunas genossen wir abendliches Starkwindsoaring bei Nordwind und konnten den Sonnenuntergang im Flug geniessen.
In Puncho d’Agast setzten wir zu einigen Streckenflügen an. Die Möglichkeiten sind divers. Entweder der Kante vom Haupt- und dann von Seitental entlang ein Dreieck fliegen, oder sich mit dem Wind in die Ebene hinter dem Startplatz tragen lassen, von wo aber eine Rückkehr schwierig war. Die Ambitioniertesten Versuche führten gegen den Wind, raus ins Tal von Milau. Wer den ersten Sprung schaffte, wurde mit einer grandiosen Aussicht auf das Viadukt von Millau belohnt. So ist auch das Titelbild dieses Posts entstanden.
Puncho d’Agast
Geflogen wird bei SO bis N Wind, wobei bei SO manchmal fiese Lee Situationen entstehen. Dies ist der Hauptstartplatz von Millau. Dort fliegt es von Mittag bis nach Sonnenuntergang. Bei Nordwind geht man besser zum Startplatz Brunas. Toplanden ist vor allem bei Westwind gut möglich an der stark geneigten Hauptstartwiese. Puncho d’Agast ist auch der Ausgangspunkt für Streckenflüge.
Brunas
Perfekt zum Soaren bei Nördlichem Wind. Vor allem am Abend super schön. Das Toplandefeld ist riesig. Auch Deltas können dort landen.
Pic d’Andan
Dort sind wir nie geflogen, aber dieser Startplatz soll bei östlichem Wind noch funktionieren wenn Puncho d’Agast schon im Lee liegt.
Camping in Millau
- Beim Parkplatz oben beim Puncho d’Agast Startplatz gibt es etwa gleich viele Camping Verbotsschilder wie Leute die dort trotzdem Campen. Die Infrastruktur ist auch perfekt. Komposttoilette und Steckdose sind gleich nebenan. Nur Wasser muss man selbst dabei haben.
- Die ersten zwei Nächte verbrachten wir auf dem Landeplatz vom Fluggebiet Brunas. Dort gibt es eine Komposttoilette, aber kein Wasser und tagsüber ist man der Sonne schutzlos ausgesetzt.
- In der Stadt Millau gibt es am Ufer des Flusses unzählige Campingplätze. Diese sind super gelegen, gleich neben den Landeplätzen des Hauptfluggebiets Puncho d’Agast. Leider sind sie auch sehr teuer und überfüllt.
- Im Nachbardorf Creissels fanden wir den Camping Saint Martin. Dieser war quasi leer und mit 14 Euro (pro Parzelle) in der Nebensaison für uns auch super günstig.
Ferienparadies
Neben dem tollen Fluggebiet und dem Viadukt hat Millau noch viel mehr zu bieten. Für den historischen Stadtkern haben wir uns nicht so interessiert, sind wir doch eher an Aktiv-Ferien interessiert. Die vielen Felswände laden aber zum Klettern ein und ein gut ausgebautes Netz von Trails bieten sich nicht nur zum Hike and Fly an, sondern auch für Wanderer, Trailrunner und Mountainbiker. Die heissen Nachmittage verbrachten wir an den Ufern der Flüsse und badeten im glasklaren Wasser. Weiter unten im Tal werden diese dann so breit, dass sie für Rafting geeignet sind.
Natural Games
Am letzten Tag unseres Aufenthalts begannen die Natural Games. Einmal jährlich wird Millau zur Hochburg aller Outdoorsportarten. Wettbewerbe finden statt in den Disziplinen Klettern, Kayak, Gleitschirm und Mountainbike. Dazu wird ein sportliches Rahmenprogramm geboten und abends gibt es Konzerte.
So hat sich gezeigt, dass es sich manchmal lohnt auch ohne gross zu Planen irgendwohin zu fahren. Wir waren auf jeden Fall positiv überrascht von den Möglichkeiten, die sich in Millau bieten.
Vielleicht bist Du auch schon mal wegen einer Fixen Idee irgendwo hingereist, ohne etwas über diesen Ort zu wissen? War die Erfahrung positiv oder negativ? Wir freuen uns über Deine Stimme hier in den Kommentaren.
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