Nicht nur die Chilenen haben eine grosse Sanddüne, an der ausgiebig geflogen und gepflügt wird. Was die Düne vor unserer Haustüre, an der Atlantikküste von Frankreich zu bieten hat, wollten wir herausfinden. Ein Erfahrungsbericht.
Nach unserem Kulturausflug nach Bilbao machten wir uns auf den Weg nach Frankreich. Die Atlantikküste mit ihren Sanddünen rief uns.
Das Fliegermekka an der Dune de Pyla stand bereits auf dem Programm. Nach der Düne in Iquique wollten wir wissen, was unser europäisches Pendant zu bieten hat. Wir wollten am eigenen Leib erfahren, weshalb Jahr für Jahr hunderte Schweizer und vor allem Deutsche Piloten den langen Weg an die französische Küste unter die Räder nehmen.
Kurz vor Dune de Pyla, im Dunstkreis von Biarritz, fanden wir aber erst noch einen Strand mit einer kleinen Düne zum Spielen. Leider lag etwas viel Schwemmholz herum. Um richtig die Sau rauslassen zu können, müsste man hier etwa einen Tag lang Holz beiseite schieben aber danach, oh lala! Labenne ist ein schöner kleiner Sandkasten und eine annehmbare Alternative zum Massenauflauf in Pyla. Bis Sonnenuntergang pflügten wir den Sand. Zum Schlafen verkrochen wir uns mit unserem Wohnmobil in eine kleine Seitenstrasse im Wald und hofften, dass uns „les Flics“ nicht entdeckten.
An der Düne quartierten wir uns auf dem Pyla Camping ein. Mit 18.- € pro Nacht der bisher teuerste Camping unseres Roadtrips und erst noch in der Nebensaison. Wifi kostete extra, 9.- € pro Tag und Person, da fiel uns der Entscheid bei E. Leclerc eine SIM Karrte für 14.- € inkl. 1 GB Daten zu kaufen sehr leicht!
Dafür war die Lage perfekt. Die Startplattform an der Düne erreichten wir in einer Minute zu Fuss. Sobald wir unseren Standplatz ausgesucht hatten, klemmten wir auch schon unsere Ausrüstungen unter den Arm und machten uns auf den Zauber einer Sanddüne zu erkunden.
Als wir die schiere Grösse der Düne zu unserer Rechten zu erahnen begannen, waren wir durchaus beeindruckt. Der Sand türmt sich an der Düne auf einer Länge von ca. 2.7 Kilometern über 100 Meter hoch und gegen 500 Meter breit auf. Gewaltig! Dass es sich um eine Wanderdüne handelt, wurde klar, als wir die Rückseite der Düne genauer betrachteten. Viele der Pinien, die unserem Camping Schatten spendeten, sind bereits bis über die Stamm-Mitte im Sand versunken.
Zurück zu Europas grossem Sandkasten für Männer und Frauen unter fliegenden Tüchern. Ein buntes Meer an Gleitschirmen breitete sich vor unseren Augen aus. Zum Glück ist die Düne so gross. Die Massen verteilten sich entlang der Flanke auf ein erträgliches Mass. Wir nahmen den langen Weg weg vom Tumult gerne unter unsere Füsse. Die Kunst bestand darin, den Schirm möglichst nie durch den Sand zu ziehen, sondern immer schön kontrolliert wie einen Drachen in der Luft zu halten und mit ein paar Hüpfern hinter dem Schirm her in die gewünschte Richtung zu traben.
Wir tollten drei Tage, stundenlang, durch den Sand und übten viel sogenannte Waggas, bodennahe Freestylemanöver wie Helilandung, Wingover und die Füsse durch den Sand ziehen lassen. Manchmal genossen wir auch einen kurzen Soaringflug, wenn der Pulk über dem fliegbaren Abschnitt der Düne nicht all zu dicht war. Abends schmerzten jeweils alle Bein- und Rumpfmuskeln sowie alle Körperstellen, die mit den Gurten des Gurtzeugs in Kontakt standen. Doch wir sanken mit einem glücklichen Lächeln in unsere Kissen und schliefen selig.
Bereits am ersten Tag sah ich einen Schirm, den ich noch von meiner Pilotenausbildung her kannte, den damals Anna gekauft hatte. Ich dachte erst, dass das wohl kaum möglich sei, dass sie hier ist, doch das Mädel, das sich unter dem Schirm bewegte, ähnelte ihr zu sehr. Und tatsächlich, Anna war aus der Schweiz für ein paar Tage an die Düne gereist und lernte fleissig ihren Schirm im Wind zu bändigen. Ein toller Zufall und wir verabredeten uns sogleich auf ein Abendessen am nächsten Tag.
Der Abend wurde dann leider davon überschattet, dass kurz vor unserem Rendezvous zwei soarende Piloten miteinander kollidierten. Einer überstand den Sturz beinahe unbeschadet während der andere von der Ambulanz ins Spital gebracht werden musste. Dennoch genossen wir die leckeren Pizzen und Muscheln und tratschten über Gott und die Welt, die ja ach so klein ist.
Die Bilanz unseres Ausflugs nach Pyla: Wer einmal da war, kommt wieder, alle anderen träumen zu Recht davon. Doch bei allem Spass, sollte man immer vorsichtig sein und nicht zu übermütig werden, sonst kann der tolle Ausflug schnell traurig enden.