Zu Beginn unseres Roadtrips herrschte in den Spanischen Pyrenäen starker Nordwindeinfluss. Dank diesem entdeckten wir einige kleinere Fluggebiete, die gegen Norden geschützt waren und in denen es sich wunderbar fliegen liess. Den Tandemschirm, den uns Vali netterweise aus der Schweiz mitbrachte, liessen wir zum ersten Mal seit Langem frische Luft schnuppern.
Von Spaniens Fluggebieten haben wir schon viele begeisterte Berichte gehört und gelesen. In unserem Micro Camper, einem Peugeot 208, machten wir uns daran diese zu besuchen. Schnell stellten wir fest, dass die Gleitschirmszene in Europa sehr viel anonymer ist, als jene in Südamerika. Die Kontaktaufnahme per Mail wollte hier nicht mehr so recht gelingen und so mussten wir jeweils vor Ort schauen, wie wir am Besten zum Startplatz hoch kommen.
Organyá– ein Tandem im Akrohimmel
Wir starteten in Organyá, dem Mekka für Akro Piloten, das aber auch als Gebiet für kleine Streckenflüge seinen Reiz hat. Jeweils Morgens, sobald am Startplatz Aufwind herrschte, machte ich meine ersten Flüge mit dem Tandem. Die Grösse der Tragegurte und des Schirms fühlten sich zu Beginn noch sehr ungewohnt an und beim Landen wollte mir das Durchbremsen nicht recht gelingen. Da musste noch einiges an Training vergehen, bevor ich mich mit meinem kleinen Lastesel an die Prüfung wagen konnte. Doch von Tag zu Tag wurde es besser.
Der Wind wehte in der folgenden Woche durchgehend von Norden. Viele bekanntere Fluggebiete in den Spanischen Pyrenäen sind in diesem Fall nicht fliegbar. Die Tipps von Gleitschirmpiloten in Organyá führten uns dann in die nordwindgeschützten Gebiete Amer, Sant Pere de Torellò und Avià/Berga.
Amer und Sant Pere de Torellò – die nordwindgeschützten Perlen
In Amer trafen wir uns mit unserem Freund Christian, den wir in Famatina in Argentinien kennengelernt haben. Er arbeitet den Sommer über in Lloret de Mar und spart für seine Reise nach Neuseeland. Gemeinsam genossen wir die ruhigen Soaringbedingungen des kleinen Hügels mit der grossartigen Aussicht auf das breite Tal.
Am nächsten Tag verabredeten wir uns für einen Flug in Sant Pere de Torellò mit Christian und seinen Kumpels. Anscheinend sollte dort ein Lauf der spanischen Gleitschirmmeisterschaft ausgetragen werden.
Der Himmel versprach mit seinen grauen Schleiern keinen Hammertag. Als wir am Startplatz ankamen, war die Stimmung bei den an der Meisterschaft teilnehmenden Piloten denn auch eher zurückhaltend. Einige wagten dann doch ihr Glück und siehe da, selbst durch die grauen Schleier konnten sich schwache Thermiken ausbilden und mit viel Geduld konnte sogar der Startplatz überhöht werden. Nach und nach starteten alle Wettkampfpiloten und als das Startfenster öffnete, waren beinahe alle in der Luft. Ich wagte mich gegen Nachmittag auch noch in die Luft und genoss einen sehr ruhigen Flug.
Tags darauf versuchten wir noch ein Mal unser Glück, mussten aber nach etwas mehr als einer Stunde wegen sich auftürmenden Wolken landen gehen. Wir hofften sehr, dass uns irgendwann ein barmherziger Autofahrer mit zu Startplatz hochreiten lassen würde. Nach fast einer Stunde Fussmarsch hielt schliesslich ein Auto an und nahm uns für den Rest der Strecke mit. Kaum hatten wir die Autotür geschlossen, begann es zu regnen.
Avià – Zwei Schweizer auf Umwegen
In Avià wollten wir den Startplatz zu Fuss erklimmen. Bei der lokalen Flugschule, Volem, erkundigten wir uns nach dem Weg und informierten uns gleichzeitig über die Besonderheiten des Gebiets. Frohen Mutes zottelten wir in der stärker werdenden Sonne Richtung Startplatz. Die ersten paar Wegpunkte fanden wir ohne Probleme. Doch kurz bevor die Steigung richtig einsetzte, fanden wir die Abzweigung auf den richtigen weg nicht. Während fast zwei Stunden suchten wir vergeblich nach dem Weg, der uns an den Startplatz Maria 2 bringen würde. Ziemlich frustriert und ohne Idee, wo der Weg hätte abbiegen sollen, kehrten wir wieder zurück. Bei Volem liessen wir uns dann auf Google Maps den Anfang des Aufstiegs zeigen: Er befand sich etwa 50 m weiter rechts von dort, wo wir intensiv gesucht hatten.
Am nächsten Tag starteten wir einen erneuten Versuch und tatsächlich; weiter rechts am Waldrand entdeckten wir einen schmalen Trampelpfad, der uns auf den Berg führte. Der weitere Weg war sehr gut markiert und so wundern wir uns noch heute, weshalb der Wegbeginn denn nicht besser ausgeschildert ist.