Nach viel Hiking und teurem Touristenprogramm wollten wir unsere Reisegeschwindigkeit etwas verringern. Über Weihnachten quartierten wir uns darum auf dem Camping vom Hostel del Lago in El Chaltén ein. Es war schön sich wieder einmal für ein paar Tage an einem Ort einzurichten. El Chaltén wurde erst vor 30 Jahren gegründet und man munkelt der Grund dafür sei vor allem ein Grenzstreit mit Chile. Hier gibt es vor allem Hostels und Tourenverkäufer und einige Brauereien.



Der Camping und auch das Hostel sind erstaunlich günstig für patagonische Verhältnisse und es gibt zwei Küchen und Aufenthaltsräume für alle Gäste. Dies ist toll, weil einerseits das Wetter sehr wechselhaft und so windig ist, dass wir das erste Mal wirklich alle Abspannleinen des Zelts genutzt haben, und andererseits da unsere Kochmöglichkeiten sonst ziemlich eingeschränkt sind. Wir waren es leid Fertignudeln mit Salami und Tomatensuppe und ähnliches zu essen. Uns stand der Sinn mehr nach frischem Gemüse. Im ersten Suppermarkt bestand die Verduleria – die Gemüseabteilung – nur aus Kartoffeln und Eiern, aber um die Ecke fanden wir einen kleinen Laden in einem Privathaus, der nur Gemüse verkaufte. Der nette Herr erklärte uns, dass alles Gemüse für Patagonien von Cordoba mit Lastwagen runtergekarrt wird, weil hier nichts dergleichen wachse.



Die Gäste vom Camping waren hauptsächlich Kletterer und Bergsteiger die längere Zeit dort wohnen und auf gutes Wetter für ihre Vorhaben warteten. Das kann hier auch mal länger dauern. Die Atmosphäre war gemütlich und freundschaftlich. Beim Kochen sprach uns ein französisches Mädchen an. Sie hatte unseren schweizerdeutschen Dialekt erkannt. Wir verstanden uns blendend und erfuhren von ihr, dass sie mit ihrem Freund in Bariloche wohnt, aber hier in den Ferien ist für drei Wochen. Kurzerhand boten sie uns an, einige Tage in ihrer Wohnung in Bariloche zu wohnen. Wir konnten es erst gar nicht richtig glauben, als wir dann aber die Hausschlüssel erhielten, waren wir überwältigt von so viel Vertrauen in zwei fremde Menschen. Allgemein sind die Leute hier extrem herzlich und hilfsbereit und teilen alles wie selbstverständlich. Ein Konzept an das man sich erst mal gewöhnen muss, aber dann ist es toll!


Wir blieben für 5 Tage auf dem Camping und machten nur Tageswanderungen zur Laguna Torres und zur Laguna de los tres. Tageswanderung bedeutet hier aber auch schnell mal 20 Km oder mehr. Sonst nahmen wir es gemütlich, unternahmen höchstens einen Spaziergang zu den verschiedenen Aussichtspunkten und zum Wasserfall, welche alle in der Nähe von El Chaltén sind. Der Wind war dabei allgegenwärtig. Er ist stark mit noch stärkeren Böen und kommt scheinbar aus allen Richtungen gleichzeitig. Alle Locals halten es für verrückt hier fliegen zu wollen. Zu unberechenbar ist das Wetter. Auch wenn es mal windstill sei, könne jeden Moment eine Böe oder Windhose alles, was nicht festgemacht ist, davon blasen. Wir sahen sowieso keine dieser ominösen Windstillen Tage, ausser der letzte, an dem es dafür dann regnete.


An Heiligabend fand im Hostel eine grosse Party statt. Zuerst kochten wir uns ein Festmahl und dann ging es ab zum Tanzen bis in die frühen Morgenstunden. Hier wird Weihnachten noch so richtig ernst genommen und um Mitternacht stehen alle von Esstisch auf, umarmen sich und wünschen sich ‚feliz navidad‘ – auch Gringos wie wir werden da einbezogen. Ausserdem fuhr pünktlich um 12 Uhr das einzige Feuerwehrauto der Stadt mit Sirenengeheul durch alle Strassen, um Weihnachten einzuläuten.

Unsere Weiterreise war am 27.12. Und sollte uns ein ganzes Stück nach Norden, bis nach El Bolson bringen. Wir waren definitiv reif für etwas mehr Wärme und vor allem viel weniger Wind. Dazu wirbelte der Wind noch einen ganz feinen Staub auf, der quer durch unser Zelt geblasen wurde und sich überall fest setzte. Am Morgen beim Aufwachen knirschte es manchmal sogar zwischen den Zähnen. Mit der Aussicht auf baldiges Flugwetter war auch die Vorstellung von weiteren 20 Stunden Busfahrt ganz erträglich. Leider dauerte die Fahrt dann noch 7 Stunden länger und es wurde dabei nur ein Essen serviert. Zum Glück haben wir immer einige Snacks dabei. Als wir um 2 Uhr Morgens ziemlich geschafft in Bolson ankamen und unser Zelt im Dunkeln irgendwo auf dem Camping aufgestellt hatten, fielen wir sofort in einen tiefen Schlaf.
Cooler Bericht, sehr schöne Fotos freue mich auf Weitere.
Cooli Sach. Werde es mit Interesser verfolgen, um dann Eure Punkte mit dem Fahrrad ab zu fahren.
Was hat denn der Freund für Verletzungen im Gesicht?
Hey Stephan, viel Spass auf deiner Reise. Die Verletzungen stammen von einem Fahrradunfall, also Helm nicht vergessen…
Zum Fahrradfahren in Patagonien noch ein Rat: Es ist viel einfacher von Chaltén nach Süden zu fahren, als von Süden nach Chaltén. Der Gegenwind dort ist sonst unerträglich…