Streetart in Valparaiso

Valparaiso ist nicht nur schön bunt

Es gibt Orte auf der Welt, die will man unbedingt sehen, weil die Bilder, die man davon gesehen hat, einen nicht mehr loslassen. Valparaíso gehört für mich in diese Kategorie. Die chilenische Hafenstadt gehört seit 2003 zum UNESCO Weltkulturerbe. Valpo, wie die Stadt hier genannt wird, war bis zur Eröffnung des Panamakanals um 1914 der erste grosse Hafen für Schiffe, die über das Kap Horn den Pazifik erreichten. Dies führte dazu, dass Valpo lange zusammen mit San Francisco eine der zwei grössten Hafenstädte am Pazifik war.
Die vielen bunten Häuser sitzen wie eine Vogelkolonie auf den vielen kleinen Hügeln, die sich von der Küste erheben. Die bunten Fassaden der Häuser und Mauern sind oft mit Street Art Bildern aller Stilrichtungen bemalt.
Meine Erwartungen waren dank der vielen Bilder und Geschichten über die schönste Stadt Chiles gross.

Am Busbahnhof angekommen, empfing uns das bekannte Bild südamerikanischer Busbahnhofgegenden: Viele Strassenhändler, alles etwas schäbig und schmutzig, kurz ungemütlich. Auch auf dem Weg zum Hostel wollte die Stadt nicht so wirklich zu leuchten beginnen. Wo ist denn jetzt das Juwel des Pazifiks? Danke Photoshop und HDR-Aufnahmen!
Am nächsten Morgen machten wir uns auf, die Stadt zu erkunden. Mein anfängliches Unbehagen hat sich in Neugierde verwandelt. Ich wurde unvorsichtig. Übermütig habe ich die Kamera und mein Handy eingesteckt. Normalerweise haben wir beim Stadtbummel nur das Nötigste dabei.
Endlich fanden wir auch die hübschen Ecken in Valpo. So viele Fotos habe ich seit dem Artdistrict Wynnwood, Miami in keiner Stadt mehr gemacht.

So auch am Aussichtspunkt vom Ascensor Cordillera. Als ich mich umdrehte standen da zwei Typen, die kurz vorher neben mir auch Fotos geschossen hatten. Sie kamen auf mich zu. Einer sagte dann auf Spanisch, dass das ein Überfall sei. Erst dachte ich, die spielen. Doch schnell begriff ich den Ernst der Lage. Leider konnte ich nicht fliehen, da ich ein Geländer im Rücken hatte. Moritz konnte mir auch nicht helfen, da sich der eine Typ darum kümmerte ihn in Schach zu halten. Währenddessen umarmte mich der andere und öffnete die Schnalle der Gürteltasche, die ich diagonal um meinen Oberkörper trug. Ich klammerte mich an die Tasche, aber der Typ konnte stärker daran zerren, als ich zu halten vermochte. Sobald er die Tasche hatte, sind die beiden in einem Tempo abgedüst, das selbst auf einer Rennbahn rekordverdächtig gewesen wäre. Bis zur nächsten Ecke verfolgten wir sie, danach sagten wir uns, dass es sich nicht lohnt, unsere Gesundheit für ein paar Gegenstände aufs Spiel zu setzen.
Was mich am meisten ärgerte war, dass meine Korrekturbrille in der Tasche war.
Auf einmal war mir die Stadt wieder total unsympathisch. Und jede Person, die uns auf der Strasse begegnete, war potentiell verdächtig.
Die Polizisten, die den Fall aufnahmen, versicherten uns, dass dort oben normalerweise eine Patrouille stehen würde und so etwas eigentlich nicht vorkommen sollte.

Kürzlich habe ich erfahren, dass Südamerikaner mit der Gewissheit leben, dass sie ausgenommen werden. Die Frage sei nicht ob, sondern wie oft. Na dann Prost! Ich hoffe, dass ich meinen Teil der Statistik bereits erfüllt habe. Neben diesem mühsamen Erlebnis können wir aber bisher sagen, dass wir unglaublich viele herzliche und gastfreundliche Menschen getroffen haben, die eine Reise in diesem Teil der Welt extrem empfehlenswert machen.

Für alle, die aus meinen Fehlern lernen wollen, habe ich hier ein paar Tipps zusammengestellt:

  • Schliesse möglichst alles, was du auf dem Stadtrundgang nicht brauchst im Hotel ein
  • Nimm keine Tasche mit, die Wasserflasche kannst du auch in der Hand tragen
  • Stecke dein Geld in die Hose oder für Damen auch praktisch, in den BH (ein kleines flaches Portemonnaie macht die Sache etwas angenehmer)
  • Trage das Handy, wenn nötig, im Hosensack mit
  • Verwende anstelle des Handys für Fotos eine kleine Kamera und sichere die Fotos regelmässig
  • Hast du keine Kamera, lasse zur Not die SIM-Karte im Hotel und schiesse die Fotos mit dem Handy

Diese Punkte können gegen Entreissdiebstähle helfen. Wenn dich aber jemand mit dem Messer oder einer anderen Waffe bedroht, gib ihm alles, was er will. Materielles ist deine Gesundheit oder dein Leben nicht wert!


Wurdest Du auch schon einmal überfallen? Vielleicht kanntest Du einige dieser Tipps zum verhindern von Überfällen bereits oder kennst sogar noch mehr, dann schreib einen Kommentar.

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7 Gedanken zu „Valparaiso ist nicht nur schön bunt“

  1. Liebe Eliane,
    Was du erlebt hast tut mir natürlich sehr Leid.
    Während dem Chile-Projekt als ich 14 Monate da war erlebte unser Übersetzer das Gleiche in Valparaiso. Dies ist dort offenbar bekannt.

    Es mag für dich schwierig sein, aber behalte nicht so ein negatives Bild davon. Wie ich glaube gelesen zu haben hast du auch wunderbare Menschen getroffen…
    Behalte dies in Erinnerung…!!!
    Herzliche Grüsse,
    Fabrice

  2. Schade, das ist echt hart. Das einzige Land in Südamerika, in dem ich mich sicher fühlte, war Bolivien.

    Valparaiso ist schon heruntergekommen. Meine erste Erfahrung war, dass ein Penner einfach meinen Kaffee im Pappbecher getrunken hat, als ich am Hafen saß. Danach war ich sehr, sehr vorsichtig. Vielleicht sollte ich dem Penner danken.

    Ist natürlich kein Vergleich zu einem Überfall.

    Übrigens, Barcelona ist auch berühmt-berüchtigt für sowas.

    1. Oha, auch ne schöne Geschichte mit dem Penner. Wir hatten auch oft ein schlechtes Gefühl in grossen Städten in Südamerika. Aber in den kleineren Orten in Patagonien sowie Pucon in Chile und in Peru, namentlich Arequipa und Cusco fühlten wir uns relati sicher.
      Zu Barcelona: hier scheint es viele Taschendiebstähle zu geben aber wenige Überfälle. Wir haben uns in den 9 Tagen hier auf alle Fälle zu jeder Tages- und Nachtzeit sehr wohl gefühlt. Und die Penner hier sind besser angezogen als viele normale Menschen in Südamerika…

  3. hallo ihr beiden,
    habe gerade euren bericht von valparaiso mit einem schmunzeln gelesen, sorry
    falls es euch tröstet. mein mann und ich waren über 4 jahre mit dem velo(z.t auch gleitschirm) auf weltreise (davon 2 jahre in südamerika und mehrere monate in centralamerika und mexiko). dort wurden wir nie beraubt oder überfallen. im gegenteil, man hat uns beschenkt und hat uns das rückgeld nachgetragen.

    passiert ist es dann „endlich“ in neuseeland im juhee auf einem verlassenen campingplatz, wertsachen und geld weg, sowie auch optische brillen. (die paääse lagen zur visaverlängerung bei der behörde)
    war das jetzt pech dummheit oder glück???
    lg annelies

    1. Hoi Annelies

      Wow, da habt ihr aber eine richtig lange Reise hinter euch! Daneben stehen wir mit unseren 16 Monaten da, wie Schulkinder!
      Habt ihr auch gebloggt?
      Auf deine Frage: Nein, ich denke, dass all jene, denen unterwegs nichts gestohlen wird richtig viel Glück haben. Alles andere stufe ich als eintreffendes Restrisiko ein. Schliesslich ist man nicht in seiner gewohnten Umgebung und erkennt vielleicht die Warnzeichen nicht früh genug. Mal abgesehen davon, hörte ich fast nach jedem Wochenende zu Hause von jemandem, dem im Ausgang das Telefon oder die Tasche geklaut wurde. Wie gesagt, eintreffendes Restrisiko…
      Liebe Grüsse
      Eliane

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